Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigte: Von 1.451 untersuchten Produkten trugen 40 Prozent den Nutri-Score. „Das waren zwar sieben Prozent mehr als beim Pre-Check im Vorjahr, sind aber noch zu wenige“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. Dabei zeigt das freiwillige Label meist zuverlässig Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe an. Die Verbraucherzentralen fordern, dass der Nutri-Score in der EU verpflichtend wird.
Die Verbraucherzentralen überprüften Lebensmittel aus den Produktgruppen Brote und Brötchen, Pizzas, Milch und Milchgetränke, Pflanzendrinks und Cerealien hin-sichtlich einer Kennzeichnung mit dem Nutri-Score. Verglichen wurden die Ergebnisse mit denen eines Pre-Checks bei den gleichen Produkten ein Jahr zuvor. Die Ergebnisse in Kürze:
- 579 von 1.451 Produkten (40 Prozent) trugen einen Nutri-Score. Das waren weniger als die Hälfte der untersuchten Lebensmittel.
- Mit 118 von 169 Produkten (70 Prozent) waren Pizzas am häufigsten mit dem Nutri-Score gekennzeichnet.
- Am seltensten war der Nutri-Score bei Cerealien und Milchprodukten mit ei-nem Anteil von jeweils 28 Prozent zu finden.
- Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der mit dem Nutri-Score gekennzeichneten Produkte von 477 auf 579 und damit um sieben Prozentpunkte.
- Bei insgesamt 140 von 1.451 Lebensmitteln hat sich die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert.
- „Wir fordern bei der Einführung des Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. „Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird.“
Nutri-Score hilft beim Einkauf
Die Ergebnisse der Marktchecks zeigen, dass der Nutri-Score dabei hilft, innerhalb einer Produktgruppe Lebensmittel mit einer besseren Nährstoffzusammensetzung auszuwählen. Je schlechter der Nutri-Score beispielsweise bei Brot, desto höher war der durchschnittliche Gehalt an Salz in den Produkten. Bei den Pizzas war der durchschnittliche Gehalt an gesättigten Fettsäuren etwa viermal so hoch, wenn auf der Packung ein D statt einem A stand.
„Erfreulich ist, dass Anbieter bei etwa einem Zehntel der untersuchten Produkte die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert haben“, meint Franz.
Nutri-Score weiter voranbringen
Das Grundprinzip der Berechnung des Nutri-Score ist, dass positive und negative Inhaltsstoffe miteinander verrechnet werden. Das kann aktuell dazu führen, dass beispielsweise Cerealien trotz eines hohen Zuckergehalts einen guten Nutri-Score erhalten. Für 2023 sind Verbesserungen in Aussicht gestellt. So sollen bei der Berechnung des Nutri-Score der Zuckergehalt sowie die Gehalte an Salz und Ballaststoffen strenger bewertet werden. „Die geplanten Veränderungen haben die Verbraucherzentralen gefordert. Sie sind sinnvoll, um die Nährstoffzusammensetzung durch den Nutri-Score noch besser abzubilden“, so Franz.
Nutri-Score häufiger kontrollieren
Der Nutri-Score wird nur in drei von 14 angefragten Bundesländern regelmäßig durch die Behörden der Lebensmittelüberwachung überprüft. „Das ist viel zu wenig. Denn immerhin 17 Produkte im Marktcheck waren laut Berechnung der Verbraucherzentralen mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet. Das zeigt, auch bei dieser freiwilligen Deklaration sind regelmäßige und bundesweit einheitliche Kontrollen notwendig“, sagt Franz.