Von Cosima, 06.09.2019
No cash, no hope?
No cash, no hope? Nicht ganz. Denn bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. In den USA ganz normal. In China sowieso. Schweden möchte bis 2030 das erste EU-Land ohne Bargeld werden. Und auch bei uns bezahlen immer mehr Menschen im Supermarkt, im Kino oder in der U-Bahn mit Karte oder Handy. Besonders beliebt: Das kontaktlose Bezahlen. Karte oder Handy kurz ranhalten, warten, gehen. Klingt super schnell und praktisch. Ist es auch. Aber ist das mobile Bezahlen überhaupt sicher? Wir verraten dir, worauf du achten musst.
Near-Field-Communication – die Technik dahinter
Wusstest du schon? Dass das Zahlungsmittel ausgetauscht wird, ist keine echte Revolution. Auch die Münzen und Scheine, die wir so in der Hand halten, wurden einst anstelle von Goldmünzen eingeführt. Um das Bezahlen einfacherer und sicherer zu machen. Der Clou heute: Der Barverkauf wird digitalisiert. Die Technik, die das Ganze ermöglicht, nennt sich Near Field Communication (NFC, deutsch: Nahfeldkommunikation). An der Kasse hältst du dein NFC-fähiges Telefon, die Smartwatch oder deine Kreditkarte/Debitkarte nah an das Lesegerät und schon wird der Betrag abgebucht. Bei kleineren Beträgen sind weder PIN noch Unterschrift notwendig. Du musst auch nicht mit dem WLAN oder dem Internet verbunden sein, um kontaktlos bezahlen zu können.
So bezahlst du mit dem Handy
Um bargeldlos mit deinem Handy bezahlen zu können, brauchst du zum einen ein Smartphone mit einem NFC-Chip. Der gehört bei den moderneren Handys zur Standardausstattung. Du kannst in den Einstellungen nach NFC suchen, um zu überprüfen, ob dein Handy prinzipiell mobil bezahlen kann. Zum anderen brauchst du eine passende App (zum Beispiel Google Pay oder Apple Pay). In dieser App kannst deine Kartendaten oder eventuell auch das eigene Girokonto hinterlegen. Anfallende Beträge werden dann direkt abgebucht. Wenn du das nicht möchtest, hast du auch die Möglichkeit, deine App mit einem Guthaben aufzuladen. Dazu kaufst du, zum Beispiel im Drogeriemarkt, eine Guthabenkarte. Wenn du den Code aus der Karte in die App eingibst, kannst du das Guthaben zum Bezahlen nutzen.
Ist mobiles Bezahlen sicher?
So weit, so gut. Aber kann kontaktloses Bezahlen überhaupt sicher sein? Prinzipiell schon. Denn die verwendete Nahfeldkommunikationstechnik macht ihrem Namen Ehre. Damit eine Abbuchung klappen kann, musst du mit deinem Handy oder deiner Karte wirklich sehr nah am Lesegerät sein (bis zu ca. 4 cm Entfernung funktioniert das kontaktlose Bezahlen). Dass du also aus Versehen und ohne es zu bemerken mit deiner funkfähigen Kreditkarte den Einkauf vom Kassennachbarn bezahlst, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Auch kann eine fremde Person deine Daten nicht vom Gemüsestand aus auslesen. Dazu müsste sie deiner Karte wirklich nahekommen. Das kontaktlose Bezahlen mit dem Handy ist sogar noch eine Spur sicherer als mit der Karte. Denn die Daten, die beim Bezahlen mit dem Handy ausgetauscht werden, sind keine 1:1-Übertragung deiner Bankdaten. Übermittelt wird bloß eine verschlüsselte Kopie, die nur für den Bezahlvorgang gilt, den du gerade frei gibst. Dieser Vorgang wird als „Host Card Emulation“ (HCE) bezeichnet.
Was tun bei Verlust?
Die schlechte Nachricht zuerst: Wer eine NFC-fähiges Zahlungsmittel stiehlt, kann auf das Geld so einfach zugreifen wie auf das Bargeldfach in deinem Portemonnaie. Und jetzt die gute Nachricht: Sollte deine Karte oder dein Handy abhanden kommen, können Dritte damit nicht unbegrenzt einkaufen, ohne die PIN einzugeben. Wie oft das geht und wie hoch der Betrag ist, verraten die Banken aus Sicherheitsgründen nicht. Aber sicher ist: Nach einer bestimmten Anzahl an Einkäufen wird die PIN abgefragt. Auch dann, wenn es sich immer nur um kleinere Beträge handelt. Um Missbrauch zu verhindern, solltest du eine gestohlenes oder verlorenes NFC-fähiges Zahlungsmittel sofort sperren lassen und den Verlust der Karte oder des Handys melden.
Und was ist mit dem Datenschutz?
Wenn du via Smartphone-App bezahlst, teilst du Informationen über dein Kaufverhalten eventuell mit dem Anbieter der App. Wem du wie viel Daten weitergibst, ist auch davon abhängig, ob du den Dienst eines Kreditinstituts, eines Zahlungsdienstleisters oder eines Handelsunternehmens nutzt. Insbesondere bei Zahlungsdienstleistern oder Handelsunternehmen erfahren möglicherweise auch Analyse-Firmen von deinen Daten. Die werten dann möglicherweise dein Einkaufsverhalten aus, erstellen ein Nutzerprofil und schicken dir zielgerichtet Werbung.
Die Datenschutzhinweise der Anbieter müssen ausführlich erläutern, was mit deinen persönlichen Daten geschieht. Apps, die dein Kreditinstitut herausgibt, haben den klaren Vorteil, dass Banken in der Regel kein Interesse an deinem Einkaufsverhalten haben. Dies schließt aber nicht mit Sicherheit aus, dass Daten für Werbezwecke ausgewertet werden.
Vollkommen anonym bleibst du – Stand heute – nur beim Bezahlen mit Bargeld.
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