Wir suchen Verstärkung! Hier geht es zu unseren offenen Stellen.

Dark Patterns – ein dunkles Kapitel

Stand:
Mit sogenannten Dark Patterns werden Verbraucherinnen und Verbraucher manipuliert. Entweder ganz analog im Laden oder digital in Online-Shops, in Games oder auf Social Media-Plattformen. Wahrscheinlich bist du auch schon mal auf solche Tricks reingefallen.
Dark Patterns: Ein Mann sitzt nachdenklich vor seinem Laptop

Mit sogenannten Dark Patterns werden Verbraucherinnen und Verbraucher manipuliert. Entweder ganz analog im Laden oder digital in Online-Shops, in Games oder auf Social Media-Plattformen. Wahrscheinlich bist du auch schon mal auf solche Tricks reingefallen.

Off

Von Kai, 28.04.2021

Für den Supermarkt gibt es sie schon lange - die Quengelware. Die heißt deshalb so, weil Kinder, die du mit zum Einkaufen nimmst, spätestens an der Kasse keine Geduld mehr haben und so lange rumquengeln, bis du ihnen einen der Schokoriegel gibst. Aber auch ohne Kind ist die Quengelware verlockend. Stell Dir vor: Du hast nur ein Kilo Mehl gebraucht. Aber die Schlange an der Kasse ist lang. Hinter dir atmet ein Harald fast in deinen Nacken. Vor dir sucht ein Achim mühsam sein Kleingeld zusammen, um passend zu zahlen. Da sieht der Schokoriegel neben dir im Regal doch noch 20 Prozent verlockender aus, oder? Und wie durch ein Wunder wandert er aufs Band. Herzlichen Glückwunsch! Du bist heute das 1.000 Opfer eines Dark Pattern.

Dark Patterns sind manipulative Design-Praktiken. Das Ziel ist, dass wir Entscheidungen treffen, die eigentlich nicht in unserem Interesse sind. Zum Beispiel einen Schokoriegel kaufen, den wir eigentlich nicht brauchen. Dabei nutzen die Verantwortlichen alle möglichen psychologischen Tricks. Insgesamt ein dunkles Kapitel. Auch wenn der Begriff noch nicht so alt ist, das Problem ist keineswegs neu. Denn der Schokoriegel hat seinen ausgeklügelten Platz im Regal ja nicht erst seit gestern. 

Kündigung per Brieftaube?

Es wird auch nicht lange gedauert haben, bis nach der Erfindung des Abonnements sich ein paar Hürden für die Kündigung erdacht waren. Wäre doch schade, wenn man einen Vertrag genau so leicht kündigen könnte, wie man ihn abgeschlossen hat. Aber: „Eine Kündigung muss per Brieftaube erfolgen.“ Wie bitte? Das wäre eine unwirksame AGB-Klausel. Mit den Kündigungs-AGB wurde so viel Unfug getrieben, dass der Gesetzgeber dazwischen grätschte. Für viele Verträge gilt seit einigen Jahren § 309 Nr. 13 b) BGB – Kündigung in Textform ist möglich. Eine Mail genügt, sogar eine Whats-App-Nachricht würde ausreichen. Was sonst noch schief läuft in den AGB-Klauseln mancher Unternehmen, erfährst du in unserer Podcast-Folge.

„Alles akzeptieren“ und andere Maschen

Aber die größte Spielwiese für moralisch und rechtlich fragwürdiges Design ist und bleibt natürlich das Internet. Fast jede Website begrüßt uns mit einem Cookie-Banner. Einfach wegklicken ist in der Regel unmöglich. Die Banner sind kompliziert und unübersichtlich. Und das hat seinen Grund: Irgendwo zwischen Informationsüberflutung und unserem Wunsch nach Überschaubarkeit sollen wir mürbe gemacht werden. Dem sollen die Standardeinstellungen entgegenkommen. Bis du endlich nur noch „alles akzeptieren“ klickst. Egal, was „alles“ überhaupt ist. 

Wer das Banner bewältigt hat, sieht vielleicht schrille Timer. „Solange der Vorrat reicht“ war gestern. Heute heißt es „Angebot gilt nur noch 2 Stunden!“ und „99 Menschen schauen sich diesen Artikel an“. Mit Formulierungen wie diesen soll Druck aufgebaut werden. Damit du endlich auf „Bestellen“ klickst. Und lieber keine Preisvergleiche mehr machst. 

Und dann wäre da noch das Framing. Denn auch Online-Shopping kann man mit unterschiedlichen Begriffen unterschiedlich ausrichten. Aus dem Angebot wird der „Secret Deal“, das klingt doch gleich 30 Prozent exklusiver. Und wer den Secret Deal nicht annehmen will, soll doch bitte „Nein, ich mag keine Rabatte“ klicken. Und sich wenigstens ein bisschen dafür schämen.

 

Ein Angebot auf einer Webseite, das unklare Rabattrechnungen und andere Dark Patterns enthält
Quelle: https://twitter.com/AdinaFXV/status/1381567542456684549/photo/1

Schauen wir uns den Screenshot eines Angebots an, das gleich mehrere Dark Patterns enthält. Mit grün wird das Angebot markiert, das wir bitte annehmen sollen. Denn wir haben gelernt: Grün ist gut, grün heißt bestätigen, und weiter geht’s.

Fettgedruckt ist ein Preis von 7 Euro pro Monat. Klingt erheblich günstiger als die durchgestrichenen 13,99 Euro. Aber 146,90 Euro auf 12 Monate verteilt sind keineswegs 7, sondern über 12 Euro. Die tatsächliche Ersparnis ist also nur in den ersten 3 Monaten 50 Prozent. Trotzdem prangen die 50 Prozent ganz prominent an erster Stelle. Etwas verschämt steht dann unten noch, dass man 20,99 Euro spart. Das macht im Ergebnis gerade einmal runde 12 Prozent, keine 50. Transparenter kann man seine Kostenstruktur ja kaum erklären. Und das Sahnehäubchen ist dann die Beschriftung der Buttons. „Nein, ich mag wirklich keine Rabatte“. Jedenfalls nicht solche.

Gegen diese und weitere Tricks hilft vor allem Aufklärung. Deshalb haben wir die Website algo-was.de erstellt. Dort findet ihr zahlreiche Infos zu Algorithmen und was sie mit uns machen, unter anderem zu Dark Patterns. Denn viele Dark Patterns sind ohne Algorithmen undenkbar. Und wer dann noch nicht genug hat von den Tricks der Unternehmen, findet noch einige weitere unrühmliche Beispiele in unserer Podcast-Folge zu den Dark Patterns.

>> hier geht es zurück zur Feature-Startseite oder zum nächsten Artikel

Eine junge Frau mit blauen Haaren macht ein Selfie von sich

Algo... was?! Check den Algorithmus!

Infos, Podcasts, Unterrichtsmaterialien und News rund um Algorithmen in unserem Alltag