Süß statt bitter
Zwei Produkte tragen die Angabe „Anti-Naschen“, bestehen jedoch größtenteils aus Wasser und süßendem Fruchtsaft oder Blütenhonig. Das hat wenig mit „Anti-Naschen“ zu tun. Insgesamt enthält fast ein Drittel (4 von 15) der „Bitter“-Produkte zu einem großen Teil süßende Zutaten wie Zucker, Honig oder Fruchtsaft.
Ein Hersteller wirbt zudem mit widersprüchlichen Angaben: An einer Stelle wird das Wildkräuter-Elixier „Nach dem Essen“ als „Anti-Naschen“ beworben, an anderer Stelle als „Aperitif“, der jedoch traditionell vor dem Essen zum Appetitanregen serviert wird.
Hoher Preis für wenig Nutzen
Die Kosten für die erfassten Produkte liegen zwischen 2,85 Euro und 14,99 Euro. Eine Packung reicht je nach Hersteller für einen Tag bis maximal zweieinhalb Monate. Zwei Drittel der Produkte (10 von 15) sind nach etwa zwei Wochen oder in kürzerer Zeit aufgebraucht. Die Produkte bieten keinen Mehrwert gegenüber einer ausgewogenen Ernährung mit bitterstoffreichen Lebensmitteln. Aus Sicht der Verbraucherzentrale Hessen ist es sinnvoller, die Kosten für die Trendprodukte zu sparen und in hochwertige Lebensmittel zu investieren.
Fazit
Die erfassten Bitter-Produkte bestehen aus Mischungen verschiedener Pflanzenstoffe. Kombinationen unterschiedlicher Pflanzenstoffe sind bezüglich der Neben- oder Wechselwirkungen nicht geprüft. Auch zu einzelnen Inhaltsstoffen wie Wermut fehlen Daten zur Sicherheit.
Werbebotschaften sollten Sie kritisch hinterfragen. Es gibt keine Belege, dass Bitterstoffe das Wohlbefinden steigern können oder ein Bedarf besteht. Somit ist auch kein Mangel an Bitterstoffen möglich. Bitterstoffe aus herkömmlichen Lebensmitteln können positive Wirkungen haben. Ob das auch auf die Bitterstoffe und Mengen in Trendprodukten zutrifft, ist unklar. Wirknachweise beziehen sich meist auf genau definierte Extrakte einzelner Stoffe. Außerdem: Fast ein Drittel der Produkte (4 von 15) besteht aus süßenden Zutaten wie Zucker, Honig oder Fruchtsaft. Im Internet wirbt der eine oder andere Hersteller damit, dass Bitterstoffe beim Abnehmen helfen können. Wir haben für diese Behauptung keine seriösen Belege gefunden.
Wer Bitterstoffe in seinen Speiseplan einbauen möchte, kann zu Chicorée, Artischocken, Kohl, Rucola, Hülsenfrüchten wie Erbsen oder Mungobohnen, aber auch zu Zitrusfrüchten, Walnüssen, Kaffee, grünem und schwarzem Tee greifen. Diese Lebensmittel liefern darüber hinaus weitere sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Für die positiven Wirkungen von sekundären Pflanzenstoffen spielen zudem vermutlich der Verbund im ganzen Lebensmittel und die Kombination mit weiteren Inhaltsstoffen eine wichtige Rolle.