In der Vorweihnachtszeit wollen viele etwas Gutes tun – sei es für Bedürftige, den Tierschutz oder soziale und medizinische Projekte. Kein Wunder also, dass das Spendenaufkommen im Dezember traditionell sehr hoch ist. Doch angesichts vieler Spendenaufrufe – oft begleitet von emotionsgeladenen Geschichten und berührenden Bildern – sind viele Menschen verunsichert und fragen sich, wie sie seriöse Spenden-Organisationen erkennen.
Unter dem Deckmantel der Tierrettung sammelt ein Unbekannter auf einer Social-Media-Plattform Spenden. Doch das Impressum ist gefälscht, das PayPal-Konto gesperrt und die Spenden fließen auf fremde Konten. Leider alles nur Scam, der das Mitgefühl von Tierfreunden ausnutzt, so eine besorgten Verbraucherin aus Karben, die den Fall meldete.
Transparenz statt emotionale Spendenaufrufe
Schon der erste Eindruck eines Spendenaufrufs kann Aufschluss geben. Werden Mitleid, Angst oder eine besondere Dringlichkeit aufgebaut, ohne dass umfassende Informationen zum Projekt oder zur Organisation vorliegen, ist Skepsis angebracht. „Fehlen klare Angaben zum Spendenzweck oder zur Verwendung der Mittel, wirkt der Aufruf schnell unseriös. Auch wenn provokante oder stark gefühlsbetonte Bilder von sachlichen Informationen ablenken, sollte man zurückhaltend sein“, so Olesja Jäger, Referentin Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Hessen.
Spenden mit Weitsicht
Wer Geld ausgibt, sollte seinen Spendenempfänger gut kennen. Seriöse Organisationen bieten auf ihren offiziellen Webseiten detaillierte Informationen zu ihren Projekten, eine Kontaktadresse sowie einen Jahresbericht, der Einnahmen, Ausgaben und die Trennung von Verwaltungs- und Werbekosten ausweist. „Ein entscheidendes Kriterium für die Seriosität einer Spendeninitiative ist ihre Bereitschaft, auf Nachfragen offen, informativ und ohne Zögern Auskunft zu erteilen“, betont Olesja Jäger weiter. Um Klarheit zu gewinnen, empfiehlt sich eine direkte Kontaktaufnahme mit der Organisation. Fordern Sie den aktuellen Jahresbericht an und prüfen Sie zusätzliche Quellen im Internet – etwa unabhängige Bewertungen oder Berichte über die Arbeit der Initiative. So können Sie sich ein umfassendes Bild von der Vertrauenswürdigkeit der Organisation machen.
Online-Spendenportale
Spendenportale ermöglichen es, mit nur einem Klick zu spenden – doch oft bleibt unklar, wer tatsächlich hinter dem Aufruf steht. Bei gemeinnützigen Organisationen überprüft das Finanzamt in regelmäßigen Abständen die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit. Bei Privatpersonen, die Spenden entgegennehmen wollen, entfällt diese Kontrolle. Zudem berechnen die Portalbetreiber oft zusätzliche Entgelte, die sie von der Spende abziehen. Alternativ haben manche Portale auch Gebühren in ihren Eingabemasken voreingestellt. Diese lassen sich zwar deaktivieren, aber daran müssen die Spender selber denken. „Bei Spendenaufrufen von Privatpersonen ist es ratsam, nur dann zu spenden, wenn man die Aufrufenden persönlich kennt“, warnt Jäger. „Kenne ich die gemeinnützige Organisation und kann ihr vertrauen, ist der direkte Spendenweg die kostengünstigere und sichere Wahl, da Online-Portale oft Transaktions- oder Verwaltungsgebühren erheben.“ Ein genauer Blick in die Nutzungsbedingungen der Plattform gibt Aufschluss darüber, welche Gebühren bei Spenden anfallen.
Fake-Spendenaufrufe in sozialen Medien
Unter den vielen Spendenaufrufen in sozialen Medien finden sich auch Fake-Spendenaufrufe. Die Täter geben sich dabei als gemeinnützige Organisationen aus – teils existieren diese nicht, teils werden seriöse Namen missbraucht oder nachgeahmt. Besonders problematisch: Oft wird bei Überweisungen bewusst ein PayPal-Konto als scheinbar vertrauenswürdiger Zahlungsdienstleister angegeben. Um sich vor Betrug zu schützen, sollte niemand blind auf Spendenaufrufe vertrauen, sondern immer sorgfältig prüfen, wer hinter der Organisation steht – etwa durch einen kritischen Blick ins Impressum der Webseiten und die Überprüfung der angegebenen Kontaktdaten.
Haustür und Fußgängerzone: Richtig reagieren
Wenn Spendensammler an der Haustür versuchen, Menschen unter Druck zu setzen, damit sie sofort etwas unterschreiben, ist Besonnenheit wichtig. Hier gilt die klare Regel: Niemals unterschreiben, keine Mitgliedschaft eingehen und kein Bargeld direkt geben. Stattdessen sollte man stets um Informationsmaterial und um Bedenkzeit bitten. „Reagieren Spendensammler ablehnend oder drängen sie auf schnelle Entscheidungen, ist dies ein deutliches Warnsignal für unseriöses Verhalten“, so Jäger. Dasselbe Prinzip gilt für die Fußgängerzone: Gegenseitiger Respekt steht hier im Vordergrund. Seriöse Spendensammler akzeptieren ein Nein, beenden Gespräche auf Wunsch und verhalten sich zurückhaltend. Jegliches Verhalten, das über das hinausgeht – wie Nachlaufen, Beschimpfungen oder körperliches Festhalten – sollte umgehend der Polizei oder der betroffenen Organisation gemeldet werden.
Gütesiegel als Kompass für vertrauenswürdige Spenden
Vertrauen genießen besonders solche Organisationen, die das Gütesiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) tragen. Dieses Siegel erhalten nur Organisationen, die sich jährlich nach strengen Kriterien prüfen lassen. Dazu gehören sachliche Werbung, zweckgerichteter, sparsamer und wirtschaftlicher Mitteleinsatz sowie eine funktionierende Kontrolle aller Projektplanungen und Entscheidungen. Eine aktuelle Liste aller zertifizierten Organisationen inklusive Bewertungen finden Sie im DZI-Spenden-Siegel-Bulletin (PDF). Fehlt das Siegel, ist das kein automatischer Hinweis auf mangelnde Seriosität. In solchen Fällen empfiehlt es sich aber, umfangreiches Informationsmaterial anzufordern und auch Auszüge aus Geschäftsberichten zu prüfen. Eine vertiefte eigene Recherche, etwa im Internet, hilft, die Vertrauenswürdigkeit der Organisation zu beurteilen. Hilfreich sind außerdem das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats und das Label Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ).