Welche Dämmstoffe aus nachwachsenden Materialien gibt es?
Die Palette an ökologischen Dämmstoffen ist breit und reicht von der recht bekannten Holzfaser über Schafwolle bis hin zum eher selten eingesetzten Seegras.
Zellulose
Die Zellulose ist schimmel- und schädlingsresistent und ihr Rohstoff, das Altpapier, ist in großer Menge vorhanden. Das Material wurde schon vor mehr als 100 Jahren als Dämmstoff in England zugelassen. Die Herstellung erfordert nur wenig Energie. Um daraus Matten zu machen, mischt man dem Material Bindemittel wie Harz bei. Es ist unter den ökologischen Dämmstoffen sehr preisgünstig.
Zellulose ist anfällig für Fäule und bei ihrer Verarbeitung am Bau entstehen Feinstäube. Die Zusatzstofe für den Brandschutz sind aus ökologischer Sicht oft problematisch. Außerdem ist das Material nicht kompostierbar.
Hanf
Hanf hat eine durchschnittliche Dämmwirkung und lässt sich durch seine Flexibilität gut in Zwischenräume einfügen. Es wird aus Fasern der Hanf-Stängel hergestellt. Diese enthalten kein Eiweiß, aber viel Kieselsäure, was den Dämmstoff unattraktiv für Insekten oder Nager macht. Zudem ist er feuchtigkeitsbeständig. Die Hanfpflanze wächst schnell und genügsam, was der Ökobilanz des Dämmstoffs zugute kommt.
Hanfdämmprodukte sind nur begrenzt mechanisch belastbar. Wegen der Anforderungen an den Brandschutz enthalten sie chemische Zusatzstoffe.
Schilfrohr
Das Material wird in Norddeutschland zur Dachdeckung als Reet eingesetzt und ist als Baustoff seit Jahrtausenden bekannt. Üblicherweise wird Schilf im Winter geerntet, was die Ökosysteme nur wenig belastet. Bei der Herstellung werden dem Material keine Zusatzstoffe beigesetzt. Das schont die Umwelt und erleichtert ein Recycling. Desweiteren sind Schilfmatten als Trägermaterial für Putzschichten gut geeignet.
Auch wenn Schilf unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit ist, eignet es sich nicht für Gebäudebereiche, die direkten Kontakt mit dem Erdreich haben. Die Dämmwirkung ist eher schwach, so dass Sie mit stärkeren Dämmschichten planen müssen. Schilf ist nur begrenzt verfügbar, entsprechend gering ist ihr Marktanteil in der Bauwirtschaft.
Seegras
Seegras ist durch seine natürliche Zusammensetzung aus silikathaltigen Fasern schimmel- und schädlingsresistent. Es wächst im Salzwasser in einer Wassertiefe zwischen 3 und 40 Metern. Seegras besteht aus natürlich abgestorbenen Pflanzenresten.
Im Mittelmeer werden diese durch Wellenbewegungen zu Bällen geformt und an die Strände gespült. An der Ostsee werden sie als grobe Büschel angeschwemmt. Der Rohstoff würde weggeworfen werden, wenn er nicht als Dämmstoff verwendet würde. Der Energieaufwand zur Herstellung ist gering. Die langen Transportwege sind beim besser verarbeitbaren Mittelmeer-Seegras jedoch nachteilig für die Ökobilanz.
Schafwolle
Schafwolle ist schimmelresistent, kann Schadstoffe aus der Luft binden und je nach Ausführung sehr gute dämmen. Der Baustoff ist einfach zu verarbeiten. Unter üblichen Bedingungen am Bau zersetzt oder verändert sich die Wolle langfristig nicht.
Nachteil: Für die Herstellung sind viele Reinigungsmittel nötig. Ohne Zusätze, die ökologisch bedenklich sein können, ist das Material schädlingsanfällig. Im Verhältnis zu anderen ökologischen Dämmstoffen ist Schafwolle meist teurer.
Holzweichfaser
Innenräume mit Holzfaser zu dämmen, verbessert das Raumklima. Wird sie trocken hergestellt, verbraucht dies kaum Energie. Ist Holzweichfaser mit chemischen Zusatzstoffen imprägniert, können Sie sie auch im Außenbereich einsetzen. In Mattenform erhalten die Fasern meist Bindemittel wie beispielsweise Kunstharze. Unter den ökologischen Dämmstoffen liegen Holzweichfasermaterialien im mittleren Preisbereich.
Das Material kann einen unerwünschten Nistplatz für Nagetiere bieten, wogegen Sie allerdings zum Beispiel mit Mäusegittern vorgehen können. Durch zugesetzte synthetische Fasern kann es schwierig sein, die Matten zu recyclen oder zu kompostieren.
Was kosten alternative Dämmstoffe?
Ökologische Dämmstoffe sind meist teurer als Klassiker wie Polystyrol und Mineralwolle. Ein Grund: Sie werden in geringeren Mengen hergestellt. Dennoch sind ökologische Materialien nicht unbedingt am Teuersten: Schaumglas beispielsweise als Dämmstoff für spezielle Anwendungen ist häufig noch preisintensiver.
Wichtig zu wissen: Der Materialpreis macht oft nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Stärker ins Gewicht fallen meist Arbeitskosten und die Baustelleneinrichtung. Somit bedeutet ein doppelt so teurer Dämmstoff nicht, dass die ganze Dämmung doppelt so teuer wird. Bei der Fassadendämmung entfallen auf das Material in der Regel nur rund 30 Prozent der Kosten.
Folgende Preise dienen für eine Fassadendämmung als Orientierung. Wegen der teils großen Preisspannen holen Sie mehrere Angebote für den ausgewählten Dämmstoff ein und vergleichen Sie!
Material | Materialpreise für 1 Quadratmeter Dämmstoff (Stand: Juli 2025) |
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Zellulose, lose Schüttung | 9 bis 17 Euro |
Hanf | 22 bis 30 Euro |
Schilf | 160 Euro |
Seegras | 25 Euro |
Schafwolle | 27 Euro |
Holzweichfasern | 15 bis 29 Euro |
zum Vergleich: Polystyrol (EPS, "Styropor") | 16 bis 24 Euro |
Beachten Sie: Die Preise gelten für die gleiche Dämmleistung aller Materialien. Zuschüsse der KfW bekommen Sie nur für gedämmte Fassaden mit einem bestimmten U-Wert. Mehr zu Förderprogrammen lesen Sie im verlinkten Beitrag.
Wo bekomme ich ökologische Dämmstoffe?
Es gibt spezialisierte Baustoffhändler, die Material aus nachwachsenden Rohstoffen auf Lager haben. Ein Fachbetrieb wird in der Lage sein, das von Ihnen gewünschte Material mit zur Baustelle zu bringen.
Baumärkte bieten vereinzelt auch Dämmstoffe aus natürlichen Materialien an. In manchen Online-Shops können Sie zudem die gängigsten natürlichen Dämmstoffe bestellen.
Was muss ich beim Brandschutz beachten?
Für Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser sind ökologische Dämmstoffe mit Blick auf den Brandschutz meistens problemlos einsetzbar. Stoffe der Kategorie „normal entflammbar“, abgekürzt B2, sind bei vielen Anwendungen erlaubt. Das bedeutet nicht, dass der Dämmstoff einfach brennen würde, die Bezeichnung dient nur der Unterscheidung im Bauwesen. Tatsächlich werden auch Stoffe in der Kategorie B2 mit Brandschutzmitteln versetzt, wenn sie aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wurden.
Bei erhöhten Brandschutzanforderungen, die an manche Fassadendämmung gestellt werden, etwa der Kategorie "schwer entflammbar", abgekürzt B1, wird die Auswahl an pflanzenbasierten Dämmstoffen kleiner. Bei größeren Gebäuden sind meistens noch höhere Brandschutzklassen vorgeschrieben. Dann können Sie die meisten ökologischen Dämmstoffe nicht verwenden.