Wir suchen Verstärkung! Hier geht es zu unseren offenen Stellen.

Multi-Level-Marketing: Produkte auf Vertrauensbasis kaufen

Stand:
Manche Gesundheitsprodukte werden über den Weg des Multi-Level-Marketings verkauft. Bei dieser Form des Direktvertriebs werden Produkte durch einen persönlichen Kontakt angeboten – zum Beispiel über Social Media. Wo liegen die Probleme?
Off

Nicht selten werden Produkte mit Gesundheitsbezug mittels Direktvertrieb verkauft: Selbständige Handelsvertreter:innen bieten sie in ihrer Wohnung, am Arbeitsplatz oder über Social-Media-Kanäle wie Instagram an. Eine Unterform des Direktvertriebs ist das Multi-Level-Marketing (MLM).

Rund 910.000 Menschen in Deutschland arbeiten als selbstständige Kleinstunternehmer für eines der MLM-Unternehmen. Bei dieser Art des Vertriebs nutzen Verkäufer:innen den direkten, persönlichen Kontakt bzw. das entgegengebrachte Vertrauen der Kaufinteressierten. Im Freundes- und Bekanntenkreis können sie für ihre Produkte werben, darüber informieren, beraten und natürlich direkt verkaufen.

Die Verdienstchancen setzen den Anreiz, höher in der Pyramide aufzusteigen: Die selbständigen Partner:innen sind bemüht, stetig neue Kund:innen und vor allem auch Mitarbeitende anzuwerben, da sie an deren Umsätzen mitverdienen. Unternehmensziel ist somit der Verkauf von Produkten durch ein wachsendes Mitarbeitenden-Netzwerk.

Schnell reich werden mit Multi-Level-Marketing?

Die in Aussicht gestellten schnellen Verdienstchancen locken viele an, in das System einzusteigen. Für eine große Anzahl der MLM-Verkäufer:innen gilt jedoch, dass sie nicht reich werden: Studien zeigten, dass etwa drei Viertel der Verkäufer:innen mehr Geld investierten, als sie jemals zurückverdienten. So fasst Claudia Groß, MLM-Forscherin an der Radboud-Universität in Nijmegen, den Forschungsstand in einem Interview mit dem DLF zusammen.

Eine Studie des US-amerikanischen Consumer Awareness Institutes stellte fest: 99 Prozent der Netzwerkmitglieder verlieren Geld. Denn von ihrem Verdienst gingen Produktkäufe ab, die sie tätigen müssen, um sich für Provisionen und Beförderungen zu qualifizieren. Zudem fielen weitere Kosten an, u.a. für die eigenen Kampagnen.

Unzulässige Werbung auf Social Media-Kanälen

Auf Social Media floriert das System Multi-Level-Marketing besonders. Im MLM tätige Gesundheitsinfluencer:innen nutzen ihre Reichweite und ihre Follower:innen, um zum Beispiel auf TikTok oder Instagram möglichst viel Absatz zu generieren. Dabei wissen manche nicht genug über das beworbene Produkt oder vertrauen blind auf dessen Eigenschaften.

Verbraucher:innen melden den Verbraucherzentralen immer wieder unzulässige krankheitsbezogene Aussagen in der Werbung für MLM-Produkte. Weil die Inhalte auf Social Media teils nicht permanent verfügbar sind (z.B. in den kurzlebigen Instagram-Storys), bieten sich solche Plattformen für falsche Gesundheitsversprechen an. Und da der Content oft wechselt, ist das Verfolgen rechtlicher Verstöße schwierig.

Die hinter dem MLM stehenden Firmen müssen selten haften, wenn Partner:innen auf TikTok oder Instagram als Selbständige unzulässige Gesundheitswerbung verbreiten. Hier prüfen die Verbraucherzentralen rechtliche Schritte gegen einzelne Verkäufer, und die Verbraucherzentrale NRW hat bereits in einem Fall erfolgreich abgemahnt. Im Jahr 2022 hatte der Influencer für ein sogenanntes Frequenztherapie-Gerät geworben. Rechtlich nicht zulässig war unter anderem die Werbeaussage des Influencers, das Gerät würde Magen-Darmbeschwerden lindern.

Persönliche Empfehlung - wenig Zweifel an der Wirkung

Ein weiteres Beispiel im Bereich Multi-Level-Marketing sind wirkstofffreie Pflaster, für die manche Anbieter:innen unzulässige Gesundheitsaussagen machen. Sie versprechen für jedes gesundheitliche Problem eine Lösung in Form eines Pflasters ("Patch") – vom Abnehmpatch bis hin zum Patch gegen psychische Probleme.

Die Verbraucherzentralen halten insbesondere den Direktvertrieb solcher Produkte im Freundes-, Verwandten- oder Kollegenkreis für problematisch. Denn in diesen Verkaufsgesprächen ist der psychische Druck zu kaufen erwiesenermaßen hoch. Zudem entscheiden Kaufinteressierte hier selten rational oder ziehen wissenschaftliche Fakten zu Rate. Werbeaussagen oder Empfehlungen zur Einnahme, die Verkäufer:innen im persönlichen Gespräch treffen, sind außerdem schlecht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfbar. Mehr dazu auf unserem Instagram-Kanal verbraucherzentrale_gesundheit.

Ratgeber-Tipps

Fit und gesund - für Frauen ab 50
Menopause, Knochenhaushalt, Nährstoffbedarf, Ernährung, knackende Knochen - der Körper von Frauen ab 50 ist vielen…
Das Vorsorge-Handbuch
Wer sich wünscht, selbstbestimmt zu leben und Entscheidungen zu treffen, und sich wünscht, das auch am Lebensabend zu…
Ein Mann und eine Frau sitzen vor einem Laptop, auf dem Bildschirm die Seite des Bundesjustizamts

Klage gegen Stromio: Ins Klageregister eintragen

Sie wollen sich an der Musterfeststellungsklage gegen Stromio, den Geschäftsführer sowie den Mutterkonzern beteiligen? Dann müssen Sie sich ins Klageregister des Bundesamts für Justiz eintragen. Wir zeigen, wie das geht, und stellen einen Mustertext für Ihre Begründung zur Verfügung.
Die nächsten Schritte: Ein Kalender, farbige Pins markieren einzelne Tage

Klage gegen Stromio: Das sind unsere nächsten Schritte

Bei einer Musterfeststellungsklage zieht ein Verband wie die Verbraucherzentrale Hessen für viele Betroffene gleichzeitig vor Gericht. Von dem erstrittenen Urteil oder dem erzielten Vergleich profitieren dann alle, die sich an der Klage beteiligt haben, gleichermaßen.
Jemand erklärt etwas, im Hintergrund schemenhaft sitzendes Publikum

Klage gegen Stromio: Das sind Ihre Vorteile

Lesen sie hier, welche Vorteile es haben kann, wenn Sie sich unserer Musterfeststellungsklage gegen die Stromio GmbH anschließen.