Der Online-Handel boomt – seit Mitte der 1990-er Jahre hat er um 600 Prozent zugenommen. Berge von Verpackungsmüll sind die Folge, nicht selten kommt das kleine Ersatzteil im riesigen Karton. Immer mehr Lebensmittel sind in einzelnen Portionen vorverpackt und Lebensmittel und Getränke "to go" gibt es an jeder Ecke. Papierverpackungen, die direkt bei uns Verbrauchern anfallen, sind in den vergangenen 25 Jahren um 88 Prozent angestiegen. Wir verwenden doppelt so viele Pizzakartons wie noch im Jahr 2000 und Milliarden von Pappbechern werden jedes Jahr für Coffee-to-go zu Müll.
Anders hat sich der Verbrauch von Büropapier, Zeitungen und Zeitschriften entwickelt. Der Trend zum papierlosen Lesen hat zugenommen und damit ist der Bedarf an gedrucktem und grafischem Papier zurückgegangen.
In Deutschland wurde 2019 mit fast 230 Kilo pro Kopf weniger Papier verbraucht als in den Vorjahren. Damit gehören wir aber immer noch weltweit zu den Spitzenreitern.
Woher kommt das Holz für unser Papier?
Deutschland ist Europas größter Papierproduzent, es wird zwar viel Altpapier verwendet, aber kaum heimisches Holz. Das bedeutet, dass für unseren immensen Verbrauch Bäume in anderen Ländern gefällt und zu Zellstoff – dem Rohstoff für Papier – verarbeitet werden. Wir importieren große Mengen Zellstoff zur Papierherstellung aus Südamerika, Skandinavien udn von der iberischen Halbinsel. Hätten Sie gedacht, dass mehr als 40 Prozent unseres Zellstoffs aus Brasilien, Uruguay und Chile kommen? Ein Drittel kommt allein aus Brasilien, das heißt also: Je mehr Papier wir verbrauchen, desto mehr Bäume werden in Südamerika und anderen Ländern gefällt. Allein bei Hygienepapieren wie Klopapier, Kosmetiktüchern und Co. ist der Verbrauch in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 25 Prozent gestiegen.
Auch fertige Papierprodukte sind oftmals Importware. Fehlt ein Hinweis auf die Papierqualität, dann ist es leider für Verbraucher nicht erkennbar, ob beispielsweise ein Buch Tropenholzfasern oder Fasern aus Raubbau enthält.
Selbst aktiv gegen die Müllflut
Wie kann ich echtes Recyclingpapier erkennen?
- Garantiert umweltfreundlich hergestellt sind Produkte, die das vom Umweltbundesamt vergebene Zeichen "Blauer Engel" tragen: Diese bestehen zu hundert Prozent aus Altpapierfasern. Sie werden mit einem geringeren Energie- und Wasserverbrauch sowie weniger Abwasserbelastung produziert als Papierprodukte aus Zellstoff. Auch schädliche Bleich-Chemikalien, optische Aufheller und andere Chemikalien dürfen nicht eingesetzt werden. Der "Blaue Engel" ist auf Bürobedarf, Kopierpapier, Schulheften, Collegeblöcken Toilettenpapier, Papiertaschentüchern, Küchentüchern und Tapeten zu finden.
- Immer mehr Produkte sind mit den Siegeln "FSC-Mix" und "EU Ecolabel" ausgezeichnet. Diese sind zwar anerkannte Siegel, aber sie garantieren nicht die Verwendung von Altpapierfasern. Findet man zusätzlich den Aufdruck "aus Zellstoff hergestellt" oder "holzfrei", dann is tklar, es wurde gar kein Altpapier als Rohstoff verwendet. Mehr zu den Siegeln in unserer Übersicht als Download.
- Einige firmeneigene "Umweltzeichen" auf Papieren, die in Geschäften angeboten werden, versprechen ökologisch mehr, als sie halten. Schreibwaren mit den Logos "Aqua Pro Natura", "Weltpark Tropenwald" und "paper by nature" sind keine Materialien, die aus Altpapier bestehen, sondern werden aus frischen Fasern hergestellt.
- Holzfrei ist gar nicht holzfrei: Der Aufdruck "Holzfrei" besagt nur, dass keine holzhaltigen Bestandteile im Papier sind. Für diese Papiere werden garantiert nur frische Holzfasern genutzt.
- Vorsicht ist immer angebracht bei Papieren, bei denen Hinweise auf den eingesetzten Rohstoff und das Bleichmittel fehlen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Papier aus frischem Zellstoff besteht, der aus Urwaldgebieten oder aus illegal geschlagenen Wäldern stammt. Außerdem kann das Papier mit chlorhaltigen Substanzen gebleicht worden sein.
Wie kann ich Verpackungen vermeiden?
- Vermeiden Sie Kosmetika oder Zahnpasta mit Umkartons oder lassen Sie die Verpackungen im Laden und setzen Sie damit ein Zeichen. Leider sind Händler nicht mehr verpflichtet, Umverpackungen zurück zu nehmen.
- Einige Geschäfte bieten Kosmetika, Reinigungsmittel oder auch haltbare Lebensmittel sogar verpackungsfrei an.
- Ein Online-Händler bietet Mehrweg-Boxen an? Dann kaufen Sie bewusst dort!
Wie kann ich sonst noch Papier-Müll vermeiden?
- Wer kein Porzellan zur Grillparty schleppen will: Es gibt auch wiederverwendbares Kunststoffgeschirr aus Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE).
- Und auch beim Coffee-to-go gibt es immer mehr Pfandmodelle oder Cafés, die selbst mitgebrachte Mehrweg-Becher akzeptieren.
- Taschentücher, Küchenkrepp oder Serviette gibt es auch aus Stoff, die viele Male benutzt werden können.
Wie stoppe ich Werbung in meinem Briefkasten?
Gegen Reklamesendungen kann der Aufkleber "Keine Werbung einwerfen" helfen. Adressierte Werbung kann mit dem Vermerk "Annahme verweigert" zurückgeschickt werden. Oder man lässt sich in die so genannte "Robinson-Liste" eintragen.
Wie kann ich Papier sparen im Büro?
Menschen sind bequem, also macht man sich am besten das Papier sparen so bequem wie möglich - auch für die Kollegen. Indem man beispielsweise doppelseitigen Druck (duplex) als Standardeinstellung für den Drucker wählt.
Richtiges Sortieren von Altpapier: Papiertonne, Gelber Sack, Restmülltonne
Wer den eigenen Papierverbrauch reduziert, nur Produkte kauft, die zu hundert Prozent aus recyceltem Papier hergestellt sind, und zudem Altpapier für den Container sammelt, leistet gleich einen dreifach sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz. Damit möglichst viel Altpapier wieder verwertet werden kann, ist eine saubere und "richtige" Trennung wichtig.
Papierverpackungen gehören nur dann in die Wertstofftonne/gelbe Tonne/den gelben Sack, wenn es sich um Verbundverpackungen, wie zum Beispiel Getränkekartons, handelt. Verbundverpackungen sind Papierverpackungen, die mit Kunststoff oder Kunststoff/Metall beschichtet sind. In die Altpapiersammlung hingegen gehören Papierverpackungen wie etwa Packpapier und Eierkartons.