Über das "Mäusenest"
Im Mäusenest in Usingen-Merzhausen betreut Elke Hirt seit 2009 bis zu fünf Kinder gleichzeitig. Die Kinder erfahren dort familiennahe Strukturen. Die beiden Töchter und der Ehemann von Elke Hirt sind Teil des Alltags. Sie gehen zur Arbeit oder zur Schule, kommen wieder und essen manchmal mit.
„Jedes Kind entdeckt die Welt im eigenen Tempo“, lautet eine Maxime im Konzept von Elke Hirt. Im Mäusenest haben die Kinder Zeit dafür: Alleine essen, an- und ausziehen, klettern, erste Freunde finden - bei Bedarf mit Unterstützung. Durch eine „gut vorbereitete Umgebung“, so Elke Hirt, können sich die Kinder im Mäusenest frei bewegen, spielen und Neues entdecken. Sie gibt wenige, aber klare Regeln vor. Gegessen wird zum Beispiel nur am Tisch, es wird dabei nicht herumgelaufen.
So ist die Verpflegung im Mäusenest organisiert

Elke Hirt plant das Essen monatsweise und hängt Wochenspeisepläne für die Eltern und die Kinder aus. Kindgerechte und abwechslungsreiche Rezeptideen bekommt sie aus dem Buch Klimafreundliche Rezepte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen oder von der Sarah Wiener Stiftung.
Auf den Speiseplänen beschreibt sie detailliert, was es zum Mittagessen gibt und welche Komponenten enthalten sind. Der Plan hängt im Eingangsbereich gut sichtbar aus. So werden die Eltern umfassend informiert und können die Verpflegung zuhause darauf abstimmen. Auf dem Plan befinden sich Bilder der Speisen, sodass auch die Kinder sehen können, was es gibt. Zusätzlich informiert Elke Hirt die Kinder immer mündlich darüber, was am jeweiligen Tag auf dem Speiseplan steht.
Das Mittagessen bereitet Elke Hirt jeden Tag frisch vor, bevor die Kinder morgens in die Betreuung kommen. Letzte Vorbereitungen trifft sie, während die Kinder schlafen. Das zweite Frühstück und den Snack bringen die Kinder in Brotboxen von zuhause mit.
Elke Hirt hat in Eigeninitiative eine Kooperation mit dem Arbeitskreis Jugendzahnpflege (AKJ) aufgebaut. Sie setzt den zuckerfreien Vormittag um und achtet auf den Inhalt der Brotboxen. Wenn Eltern ihr Kind im Mäusenest anmelden, erhalten sie von Elke Hirt einen Flyer vom AKJ (PDF) mit Hinweisen und Tipps, wie die Brotbox befüllt werden sollte. Wenn vermehrt Lebensmittel auftauchen, die dem Konzept des zuckerfreien Vormittags entgegenstehen, sucht sie den Dialog mit den Eltern.
Zu Trinken gibt es Leitungswasser. Dies ist für die Kinder immer in farblich zugeordneten Bechern verfügbar, sodass sie sich selbst bedienen können.
Das macht die Verpflegung besonders

Wenn alle Kinder morgens angekommen sind, gibt es zwischen 8 Uhr und 8:30 Uhr gemeinsam das zweite Frühstück. Durch eine gut funktionierende Erziehungspartnerschaft mit den Eltern wurde der weitere Tagesablauf angepasst. Vor dem Mittagsschlaf gab es früher das warme Mittagessen und nach dem Mittagsschlaf, kurz vor dem Abholen, gab es noch einen Snack. Inzwischen sieht der Ablauf anders aus. Nach dem zweiten Frühstück haben die Kinder Zeit zum Spielen oder es wird ein kleiner Ausflug nach draußen gemacht. Gegen 11 Uhr nehmen die Kinder einen Snack ein, danach wird geschlafen. Nach dem Mittagsschlaf, gegen 13:30 Uhr, wird gemeinsam in Ruhe und mit ausgeschlafenen Kindern zu Mittag gegessen.
Die Speiseplanung hat Elke Hirt im Laufe der Zeit, die sie als Kindertagespflegeperson tätig ist, verändert. Früher gab es noch fast jeden Tag Fleisch und regelmäßig Convenience-Produkte wie Fischstäbchen. Inzwischen hat sie ihren Speiseplan umgestellt: Nur einmal in der Woche gibt es ein Fleischgericht und einmal Fisch. Beim Fisch setzt sie überwiegend auf naturbelassene Lachsfilets. Die Saison berücksichtigt sie bei der Speiseplanung. Wärmende Eintöpfe gibt es eher im Winter, leichtere Gerichte wie Salate im Sommer. Frau Hirt beteiligte sich an der Herbstaktion "Speiseplancheck" der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung im November 2024. Dabei fielen ihre abwechslungsreichen Rezepte positiv auf.. Teige, zum Beispiel für Pizza oder Flammkuchen, macht Elke Hirt immer selbst.
An Geburtstagen bringen die Kinder auch mal etwas für alle von zuhause mit. Dabei macht Elke Hirt keine Vorgaben, außer, dass alle mitessen können - auch Kinder, die aus religiösen oder ethischen Gründen oder wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht alle Lebensmittel essen (dürfen). Zum Abschied eines Kindes gibt es sein Lieblingsessen.
So wird Ernährungsbildung integriert

Die Kinder dürfen bereits beim Tischdecken und –abräumen helfen. Die Schälchen stehen für die Kinder gut erreichbar in der Küche und sie können selbstständig den Tisch damit decken.
Wenn sie mit den Kindern draußen unterwegs ist oder die Kinder zum Beispiel die Farben lernen, greift Elke Hirt diese Themen auch ernährungsbezogen auf. Sie erklärt den Kindern, wie eine Erdbeere an einem Erdbeerstrauch wächst oder sammelt gemeinsam mit den Kindern alle gelben Lebensmittel, die sie kennen.
An Sankt Martin gibt es immer ein gemeinsames Weckmann-Backen. Die Kinder dürfen formen und verzieren, dann wird gebacken und probiert. Das, was übrig ist, nehmen die Kinder mit nach Hause, damit auch die Eltern oder Geschwister mal probieren können, was sie leckeres gebacken haben.

Das sind Herausforderungen in der Praxis
Als Tagesmutter muss eine Person alle Rollen abdecken. Elke Hirt ist die Köchin, die Leitung, die Reinigungskraft und die Betreuungsperson. Im Allgemeinen ist dies die wohl größte Herausforderung.
Dass die Gruppen sehr heterogen sind, stellt im Betreuungsalltag eine weitere Herausforderung dar. Um kein Kind zurückzulassen, lebt Elke Hirt in ihrer Tagespflege nach dem Gedanken: Das jüngste Kind gibt den Takt vor. Ältere Kinder bezieht sie aktiv ein und vergibt zum Beispiel Aufgaben, um diese ebenfalls mitzunehmen.
In Bezug auf das Essen beobachtet Elke Hirt, dass Gemüse nicht immer gut ankommt. Sie ist Genussbotschafterin (Sarah Wiener Stiftung und BARMER – Ich kann kochen) und zwingt kein Kind zum Probieren. Sie ist Vorbild, isst eine bunte Vielfalt an Gemüsesorten und regt die Kinder zum Probieren an, indem sie selbst genussvolles Essen vorlebt.
Aufgrund des unterschiedlichen Alters der Kinder ist es schwierig zu realisieren, dass sich die Kinder immer selbst Essen nehmen können. Elke Hirt fragt sie deshalb, was und wie viel sie essen mögen, und füllt ihnen entsprechend auf. Leicht zu nehmende Komponenten, wie kleingeschnittenen Pfannkuchen in handgerechten Stücken, dürfen die Kinder sich selbst nehmen.