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Bittere Trendprodukte: unnötig bis bedenklich

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentrale Hessen überprüft Produkte mit Bitterstoffen
Jemand träufelt aus einer Pipette eine dunkle Flüssigkeit auf einen Löffel

Produkte mit Bitterstoffen liegen im Trend. Im Handel werden vermehrt Pulver, Säfte, Tropfen und Co. mit Mischungen bitterstoffhaltiger Pflanzenextrakte angeboten. Die Verbraucherzentrale Hessen hat in einer Marktstichprobe 15 Bitterstoffprodukte überprüft. Das Ergebnis: Die Produkte enthalten oft bedenkliche Mischungen, sind überflüssig und vergleichsweise teuer.

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Bittere Kombinationen

Fast alle untersuchten Produkte (13 von 15) enthalten Wermut, sieben davon ohne konkrete Angaben zur enthaltenen Menge. „Die Verwendung von Wermut sehen wir kritisch, da wissenschaftliche Daten zur Wirkung und Sicherheit fehlen“, sagt Lisa Scholz von der Verbraucherzentrale Hessen. „Wir raten, sicherheitshalber auf wermuthaltige Produkte zu verzichten.“

Neben Wermut enthalten die Produkte zahlreiche weitere Pflanzenstoffe oder -extrakte. Häufig verwendete Zutaten sind Löwenzahn, Enzianwurzel, Artischocke, Kurkuma oder Ingwer. Zur Kombination verschiedener Pflanzenextrakte fehlen Daten zur Sicherheit. Die Mengen der enthaltenen Pflanzen- und Bitterstoffe werden zum Teil in Prozent, zum Teil in Milligramm angegeben, auf einigen Produkten fehlen sie ganz. Das erschwert es Verbraucherinnen und Verbrauchern bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. 

Oft zu viel versprochen

Auf den Verpackungen finden sich verschiedene Werbeaussagen. Ein Hersteller empfiehlt sein Produkt, um „den Bedarf an Bitterstoffen“ zu decken. Es ist jedoch nicht bekannt, dass es einen solchen Bedarf gibt, ebenso wenig wie gesundheitliche Folgen einer – vermeintlich – zu geringen Aufnahme an Bitterstoffen.

Fünf Hersteller empfehlen ihre Produkte zur Unterstützung der Verdauung, vor allem nach schweren oder fettreichen Mahlzeiten. Zwar gelten Bitterstoffe aus Gemüse, Obst und Co. als verdauungsfördernd. „Ob diese Wirkung auch auf die in den Produkten enthaltenen isolierten Stoffe, Mischungen und Mengen zutrifft, ist aus unserer Sicht unklar“, sagt Scholz. Etwa die Hälfte der Produkte wird unspezifisch mit einem positiven Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden beworben. Eine solche Wirkung ist für Bitterstoffe jedoch nicht belegt. 

Süß statt bitter

Zwei Produkte tragen die Angabe „Anti-Naschen“, bestehen jedoch zu einem großen Teil aus süßenden Zutaten wie Fruchtsaft oder Honig. „Das hat wenig mit „Anti-Naschen“ zu tun“, findet Scholz. Insgesamt enthält fast ein Drittel der Produkte (4 von 15) überwiegend süßende Zutaten wie Zucker, Honig oder Fruchtsaft. 

Die Verbraucherzentrale Hessen empfiehlt, Bitterstoffe über herkömmliche Lebensmittel wie Chicorée, Rosenkohl, Zitrusfrüchte oder Walnüsse aufzunehmen. Diese liefern zudem weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.