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App-Test »foodsharing«: Gerettetes Essen schmeckt doppelt gut

Stand:
Essen verschenken und abholen, um Lebensmittelverschwendung vorbeugen? Was für Supermärkte, Bäckereien und Restaurants durchaus machbar klingt, ist für Privathaushalte gar nicht so einfach. Die gemeinnützige Initiative foodsharing e.V. beweist seit über zehn Jahren, dass es trotzdem geht.
Illustration einer Gabel mit Pfeilen, die Recycling symbolisieren. Darunter Schriftzug "foodsharing" als Logo der gleichnamigen App

Seit 2012 geht der Verein foodsharing e.V. engagiert gegen Lebensmittelverschwendung vor. Die Idee: Ein Netzwerk von ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern und engagierten Verbraucher:innen setzt sich sprichwörtlich dafür ein, Essen vor der Mülltonne zu retten und dieses kostenlos weiterzugeben. Dies erreicht foodsharing einerseits durch Rettungseinsätze bei Lebensmittelbetrieben und andererseits durch Bildungs- und InformationsangeboteAuf der Website foodsharing.de kann munter gesucht, inseriert, diskutiert und gefördert werden. Nun hat sich der Anbieter an einer App für Android-Smartphones versucht - mit durchwachsenen Resultaten.

Off

Name: foodsharing
Anbieter: foodsharing e.V. (www.foodsharing.de)
Kategorie: Lebensmittel retten
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: Android
Preis: kostenlos

Her mit den Daten!

Die aktuell nur für Android-Geräte erhältliche App foodsharing geht zwar gemäß eigener Aussage sorgfältig mit den Daten seiner Nutzer:innen um, verlangt dafür aber auch einiges - oder zumindest mehr als vergleichbare Angebote, die wir an dieser Stelle regelmäßig testen. Immerhin verzichtet der Anbieter auf ein Login per bestehendem Facebook-, Apple- oder Google-Account, wovon wir als Verbraucherzentralen aus Datenschutzgründen ohnehin abraten. Stattdessen erfolgt die Registrierung per E-Mail. Dabei muss neben einem Nutzernamen auch das Geburtsdatum und eine Telefonnummer angegeben werden. Könnte man für die rechtliche Notwendigkeit der Nennung eines Geburtsdatums noch gute Gründe anführen, erscheint uns die verpflichtende Angabe eines Telefonkontakts als verzichtbar für die Nutzung der App und des dahinterstehenden Angebots.

Der Blick in die Angaben zum Datenschutz stimmt ein wenig versöhnlich: Als gemeinnütziger Anbieter gibt foodsharing e.V. keine Personendaten ungefragt an Dritte weiter. Daten wie die IP-Adresse oder Nutzungsdauer werden nur im Rahmen geltender Gesetze befristet gespeichert und für die technische Instandhaltung und Verbesserung der App genutzt. Eine Besonderheit bei der Registrierung ist die erforderliche Zustimmung zur Rechtsvereinbarung des Vereins. Kernaussage dieser ist, die in foodsharing angebotene Dienstleistung der gemeinnützigen Lebensmittelrettung nicht gewerblich zu nutzen oder anderweitig zu missbrauchen. Die App fragt außerdem einmalig bei der Registrierung nach der Zustimmung zum Erhalt eines monatlichen Newsletters bzw. nach der Erlaubnis zur Zusendung von Pushnachrichten nach dem erstmaligen Login. Beide Zustimmungen sind freiwillig.

Beispielhafte Screenshots der App "foodsharing" von foodsharing e.V.
Die App foodsharing ist nicht gerade datensparsam, kommuniziert ihre diesbezüglichen Bedürfnisse aber meist transparent (Abb.1). Die Kartenfunktion und Aufgabe von Lebensmittel-Inseraten glänzen mit Übersichtlichkeit (Abb.2&3). Technische Schwächen wie die nicht verfügbare Ansicht von Essenkörben oder ein nicht individualisierbares Profil lassen kein Community-Feeling aufkommen (Abb.4). (Quelle: Screenshots)

Suchen - Finden - Essen?

 

foodsharing setzt nicht nur Engagement für das Retten und Teilen von Essen und Lebensmitteln voraus, sondern auch belastbare Kenntnisse über das Wirkprinzip der App und einiger Fachbegriffe, die hier verwendet werden. Zunächst stellt sich die grundsätzliche Frage, ob man als Privatperson Nahrungsmittel anbieten oder abholen möchte, oder ob man als sogenannter Foodsaver in der Region tätig sein möchte. Foodsaver engagieren sich in der Rettung von Lebensmitteln direkt bei Betrieben und der anschließenden gerechten Verteilung. Um dies zu Erlernen, müssen sie unter anderem ein Quiz absolvieren und ihre Identität von bestehenden Ehrenamtlichen bei foodsharing e.V. verifizieren lassen. Foodsaver können sich des weiteren auch beispielsweise an der Einrichtung eines sogenannten Fairteilers beteiligen. Dies ist ein Ort, zu dem alle Menschen Lebensmittel bringen und dort auch abholen kommen. Zu Begriffserklärungen und Regelwerk hat foodsharing e.V. ein komplettes Nachschlagewerk, das Lebensmittel Retten Wiki, aufgesetzt.

Für foodsharing-Nutzer:innen ohne die Ambition, zum Foodsaver zu werden, gestaltet sich die Nutzung des App-Angebots deutlich einfacher. Zumindest in der Theorie. Denn bei der praktischen Anwendung stießen wir auf technische Fehler, die uns beim Herankommen an gespendete Lebensmittel wortwörtlich im Wege standen. Zwar funktioniert die Umkreissuche nach "Fairteilern" und "Essenskörben" problemlos, insbesondere bei aktivierter Standortfreigabe, beim Fingertipp auf die markierten Orte wird außer einem leeren Screen mit Ladesymbol allerdings nichts angezeigt. Auch das Teilen eines Standort-Links oder Kopieren des Angebots, um es beispielsweise im Browser zu öffnen oder als Nachricht zu versenden, war nicht möglich. Bei jedem unserer rund 20 stichprobenartiger Versuche, einen Standort in der App zu öffnen, fror selbige ein.

Problemlos möglich hingegen ist das Inserieren eigener Essenskörbe, wofür die App im Optimalfall auf die Kamera oder Mediathek des mobilen Geräts zugreifen muss. In ein intuitiv bedienbares Formular trägt man eine Beschreibung des Inhalts des Essenskorbs ein, die Abholfrist, den Standort und Kontaktmöglichkeiten. Hier wird als Voreinstellung die bei der Registrierung angegebene Telefonnummer angezeigt. Wer keine Anrufe wünscht, kann auch auf die App-eigene Messaging-Funktion zugreifen, um mit Interessenten zu kommunizieren. Wir raten dazu, vorsichtig mit der Herausgabe persönlicher Daten wie dem vollen Namen, eigener Adresse und Telefonkontakt zu sein. Im Zweifelsfall bietet die foodsharing-interne Kommunikation per Chat alle für die Kontaktaufnahme mit Interessenten benötigten Funktionen.

Fazit

Es ist schade, dass es das attraktive Angebot von foodsharing e.V. immer noch nicht ohne Abstriche in die App-Stores geschafft hat. Eine Version für iOS-Geräte lässt weiterhin auf sich warten. Und die Vorteile der hier getesteten Android-App, wie beispielsweise das komfortable Inserieren von Essenskörben, verlieren aufgrund der technischen Mängel an anderen Stellen deutlich an Attraktivität. Verbraucherinnen und Verbrauchern, die Interesse am Teilen und Abholen von Lebensmitteln haben, empfehlen wir, die vom Anbieter bei Google Play als "Test-Version" (Stand: Juli 2024) deklarierte Software zu meiden. Stattdessen lohnt sich ein virtueller Trip zur Homepage des Vereins, wo Sie eine für Smartphones und Tablets optimierte Karte finden. Und mit dieser lässt sich Essen deutlich komfortabler retten als mit der foodsharing-App.

Handhabung3 Sterne
Spaß1 Stern
Mehrwert3 Sterne
Motivation2 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung2 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

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