![]() | Das lernen Kinder: Partizipation, Selbstwirksamkeit, Selbstständigkeit, Hunger- und Sättigung wahrnehmen, saisonale und regionale Lebensmittel, vielleicht auch neue Lebensmittel, Gruppengefühl |
![]() | Kosten: 1.200 Euro pro Monat für 80 Kinder (5 Krippen-Gruppen und eine Kita-Gruppe), < 1 € / Kind und Tag |
![]() | Zeit: Vorbereitung: etwa 30 Minuten, Essenszeit: etwa 2 Stunden, Aufräumen: etwa 30 Minuten täglich |
![]() | Saison: ganzjährig |
![]() | Alter: jede Altersklasse Betreuungsschlüssel: abhängig von der Anzahl der Kinder, in der Regel eine Person für die Vorbereitung und eine Person für die Begleitung |
Frühstück in der Kita
Ein offenes oder freies Frühstück ist eine schöne Gelegenheit, Kindern die Möglichkeit zu geben, ihr Hunger- und Sättigungsgefühl kennenzulernen und selbstbestimmt am Esstisch zu agieren. Zudem leistet es einen Beitrag dazu, dass alle Kinder ein ausgewogenes Speisenangebot erhalten – unabhängig von den individuellen Möglichkeiten und Ressourcen der Eltern.
Was braucht man für ein offenes Frühstück?
Um das offene Frühstück in den Gruppen durchführen zu können, ist ausreichend Platz im Raum notwendig. Sofern in der Einrichtung ein Bistro oder Kinderrestaurant vorhanden ist, sollte dort gefrühstückt werden. Zudem muss ausreichend Geschirr und Besteck für alle Kinder zur Verfügung stehen. Die personelle Kapazität zur Vorbereitung und Begleitung des Frühstücks ist auch eine Grundvoraussetzung.
Wie bereitet man sich am besten vor?
Um ein ausgewogenes Speiseangebot zu ermöglichen, muss die Lebensmittelauswahl und auch die Beschaffung gut überlegt werden. Da viele Kinder ohne Frühstück in die Betreuung kommen, empfehlen wir, das erste Mahlzeitenangebot in der Einrichtung aus folgenden Komponenten zusammenzustellen: Kohlenhydrate (wie Brot oder Getreideflocken), Milchprodukte oder Aufstriche auf Basis von Hülsenfrüchten sowie Gemüse oder Obst. Geben Sie regionalen und saisonalen Angeboten den Vorrang.
Das Frühstück muss jeden Tag vor Mahlzeitenbeginn hergerichtet werden. Ab dem entsprechendem Alter kann man die Kinder mit kleinen Diensten bei der Vorbereitung einbeziehen.
Hier stellen wir Beispiele zur Umsetzung aus der Praxis vor:
- Kleine Strandpiraten, Rotenburg: Offenes, freies Frühstück
Bei den Kleinen Strandpiraten in Rotenburg besteht jeden Tag die Möglichkeit, dass die Kinder ihr Frühstück selbstbestimmt einnehmen. In einem festgelegten Zeitraum dürfen sich die Kinder frei an einem hergerichteten Frühstückswagen (je einer pro Gruppe) bedienen. Die Kinder entscheiden, wann, was und wie viel sie von dem Frühstücksangebot essen möchten. Angeleitet wird das freie Frühstück durch eine pädagogische Fachkraft.
Grundlage für das freie Frühstück ist eine ausgewogene Lebensmittelauswahl. Die Einrichtung achtet darauf das Frühstück zuckerfrei und vollwertig zu gestalten. Die angebotenen Gemüse- und Obstsorten orientieren sich an der Saison und werden nach Möglichkeit regional beschafft.
- Kita Sandhügel, Erzhausen: Kleine Hände, große Wirkung – Selbständigkeit im Kita-Alltag am Beispiel des offenen Frühstücks
Die Kita Sandhügel in Erzhausen bietet ihren Kindern jeden Mittwoch ein ausgewogenes und vielseitiges Frühstück an. Die Kinder bedienen sich selbst am Tisch und lernen dadurch, ihr Hungergefühl und die Essensmengen, die sie benötigen um satt zu werden, einzuschätzen. Nach Fähigkeiten und Fertigkeiten schmieren sie ihre Brote selbst und räumen das eigene Geschirr selbstständig ab.
Die Lebensmittel werden immer frisch gekauft und für das Frühstück vorbereitet. Jedes Gemüse und Obst, das es gibt, wird separat voneinander serviert und am Tisch benannt.
Essen mit allen Sinnen
Wir nehmen Lebensmittel nicht allein mit dem Geschmackssinn wahr. Nicht umsonst heißt es „das Auge isst mit“. Aber auch die Nase, die Ohren und die haptische Wahrnehmung werden beim Essen angeregt. Damit Kinder lernen, Lebensmittel bewusst wahrzunehmen und diese intensiv kennenlernen, sind Sinnesübungen eine schöne Möglichkeit, die sich mit wenig Aufwand im Alltag umsetzen lässt. Man kann diese bei den Mahlzeiten einbauen, indem beispielsweise eine Komponente aus einem Gericht erfahren und entdeckt wird. Die Kinder werden angeleitet, diese bewusst anzuschauen, mit den Händen zu erkunden, daran zu riechen und (wer mag) zuletzt mit dem Mund zu probieren. Dabei können neben dem Geschmack auch gezielt die Geräusche wahrgenommen werden, die beim Abbeißen und Kauen entstehen.
Wer etwas mehr Zeit hat oder ein kleines Projekt daraus machen möchte, kann auch gezielt Lebensmittel mit verschiedenen Geschmäckern, Farben, Formen, Texturen oder Gerüchen vorbereiten.
Was braucht man für Sinnesschulungen?
Für umfangreichere Sinnesschulungen benötigt man Lebensmittel in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, eventuell auch in verschiedenen Konsistenzen, Farben und Oberflächen.
Beispielsweise:
- süß: Banane, Erdbeere, Zucker
- bitter: Radicchio, Ruccola, Backkakao
- salzig: Salzstangen, Salz
- sauer: Zitrone
- hart: Möhre
- weich: Banane
Unterschiedliche Oberflächen:
- weich: Pfirsich, Aprikose
- rau: Süßkartoffel, Blumenkohl, Landgurke
- haarig: Kiwi
- glatt: Tomate, Apfel
Wie bereitet man sich am besten vor?
Die Lebensmittel für die Sinnesschulung müssen ausgewählt und eingekauft werden. Entweder werden diese für die Übung vorab kleingeschnitten, oder erstmal als Ganzes betrachtet und, wenn möglich, gemeinsam mit den Kindern zerkleinert.
Eine Anregung aus der Praxis stellen wir hier vor:
- Kindertagespflege Bärenkörble, Rodgau: Mit unseren fünf Sinnen
In der Kindertagespflege Bärenkörble in Rodgau sammeln die Kinder rund um den Esstisch vielfältige Sinneserfahrungen mit Lebensmitteln. Auch wenn kleine Kinder die Bedeutung der Sinne noch nicht erfassen können, erkennen sie bereits, dass sie Augen zum Sehen, Ohren zum Hören, eine Nase zum Riechen, einen Mund zum Schmecken und Hände zum Fühlen haben. Um dies zu veranschaulichen, las und betrachtete die Kindergruppe in der Betreuungszeit gemeinsam ein Buch zum Thema "Sinne".
Lebensmittel sprechen viele Sinne an. Sie haben verschiedene Farben, Formen, Größen, riechen unterschiedlich und fühlen sich mit den Händen anders an. Und natürlich gibt es zahlreiche Geschmacksrichtungen.
Um die Sinne vielfältig anzuregen, wurden Lebensmittel mit verschiedenen Farben, Formen, Konsistenzen und Geschmäckern vorbereitet: Backkakao, Zucker, Salz, Radieschen, Frühlingszwiebel, Zitrone, verschiedene Apfelsorten (süß, sauer, hart, weich). Die Lebensmittel können bei der Umsetzung je nach Vorrat und Saison variiert werden.
Das Wichtigste zum Thema "Alle fünf Sinne bei der Ernährungsbildung" ist für die Tagesmutter: "Freude daran haben, gemeinsam mit den Kindern zubereiten, Vorbild sein! Benötigt wird geeignetes Buchmaterial für die Kinder, da kleine Kinder erst einmal fragend vor einem sitzen: 'Sinne... mmh kenne ich nicht? Aber Ohren, Augen usw., die habe ich natürlich'. Als Betreuungsperson sollte man selbst über etwas Wissen und Kreativität zur Umsetzung verfügen.“ (Kindertagespflege Bärenkörble)
![]() | Das lernen Kinder: Sinneseindrücke und Geschmacksrichtungen bewusst wahrnehmen, Achtsamkeit rund um Essen und Trinken |
![]() | Kosten: etwa 5 Euro |
![]() | Zeit: etwa 1 Stunde |
![]() | Saison: ganzjährig, je nach Saison andere Gemüse-/Obstsorten wählen |
![]() | Alter: geeignet für Kinder ab ca. 1,5 Jahren Betreuungsschlüssel: In der Kindertagepflege hat eine Erwachsene fünf Kinder angeleitet. |
Saft selber machen
Die Herstellung von Saft ist eine Möglichkeit, Kindern Zusammenhänge zwischen der dem Ursprung der Lebensmittel und deren Weiterverarbeitung nahezubringen. Sie erfahren, wie aus einem Lebensmittel (z. B. Apfel, Traube, Orange) ein anderes Produkt mit einer anderen Konsistenz entstehen kann. Sie erleben, dass es Zeit benötigt und aufwendig ist Saft hieraus herzustellen, was wiederum die Wertschätzung von Lebensmitteln fördert.
Was braucht man, um selbst Saft herzustellen?
Neben dem Obst oder Gemüse, das man entsaften möchte, braucht man einen Entsafter. Je nach Art des Gerätes muss dieser auf Herdplatten gestellt werden. Zum Waschen der Trauben werden große Schüsseln benötigt und zum Auffangen und Abfüllen des fertigen Saftes Messbecher und Flaschen. Und natürlich braucht man Gläser zum Probieren!
Wie bereitet man sich vor?
Für dieses Projekt besteht die Vorbereitung vor allem in der Beschaffung der Materialien und der Zutaten:
- Entsafter leihen
- saubere Flaschen – hierzu kann man im Vorfeld eine Sammelaktion machen und Eltern bitten, leere Flaschen mitzubringen, die dann in der Einrichtung nochmal heiß und gründlich gespült werden
- Messbecher
- große Schüsseln oder kleine Wannen
- große Siebe
- ausreichend frisches Obst und/oder Gemüse
- Kita Unterm Regenbogen, Obertshausen: Wir wollen selber Saft machen
Die Kita Unterm Regenbogen in Obertshausen hat mit den Kindern selbst Traubensaft hergestellt. Die Einrichtung hatte Glück, denn sie bekam für ihre Aktion eine große Traubenspende. So sind ihnen keine Lebensmittel-Kosten entstanden.
Im ersten Schritt wurden die Trauben entstielt und in einer großen Wanne gewaschen. Dann ging es für die Trauben in einen Dampfentsafter. Durch den Wasserdampf trennt sich bei diesem Vorgang der Saft von dem Rest der Trauben. Der Saft fließt unten heraus und wird in Messbechern aufgefangen. Durch die zusätzliche Erhitzung ist der Saft gleichzeitig auch länger haltbar.
Mithilfe der Messbecher wird der Saft in Flaschen umgefüllt und heruntergekühlt. Die beteiligten Kinder durften den frischen Saft auch direkt probieren. „Die Kinder hatten viel Spaß und Freude bei diesem Prozess mitzuwirken. Da sie den Entstehungsprozess […] verfolgen konnten, hat der Saft gleich viel besser geschmeckt. Insgesamt stellen wir fest, dass Kinder auch eher bereit sind, etwas Neues zum Essen oder Trinken zu probieren, wenn sie selbst mitgewirkt haben.“ (Kita Unterm Regenbogen).
Für alle Kinder der Kita wurde zum Mittagessen eine leckere Traubensaft-Schorle als besonderes Getränk angeboten.
Aus einem Teil des Saftes wurde ein Trauben-Gelee gekocht. Dieses gibt es an dem „süßen“ Frühstückstag auf dem Buffet.
![]() | Das lernen Kinder: Herkunft und Verarbeitung von Lebensmitteln (Saft und Gelee aus Obst), andere Konsistenzen (von fest zu flüssig, von flüssig zu Gelee), Selbstwirksamkeit, etwas für die Gemeinschaft herstellen/machen |
![]() | Kosten: keine Kosten bei Obst- (oder auch Gemüse-)Spenden. Vielleicht kann auch Obst mit den Kindern gesammelt und gepflückt werden (gelbes Band), ansonsten entstehen Kosten für die Lebensmittel. |
![]() | Zeit: 3 bis 4 Stunden |
![]() | Saison: Sommer und Herbst, abhängig von der Fruchsorte |
![]() | Alter: geeignet für Kinder ab ca. 1,5 Jahren Betreuungsschlüssel: 2 Betreuungspersonen haben die Aktion mit 14 Kindern durchgeführt. |
Weitere Informationen
- Informationen zum "zuckerfreien Vormittag" finden Sie bei der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen.
- FIT KID bietet einen Flyer mit Tipps zur Gestaltung des Frühstücks in der Kita (PDF).
- Einen Saisonkalender für die Planung des Frühstücksangebotes, der Sinnesspiele oder einer Aktion zum Saft herstellen finden Sie auf der Seite der Verbraucherzentrale.
- Anregungen für Sinesschulungen mit Lebensmittel gibt es beim Bundeszentrum für Ernährung.
- Anregungen, wie Sie Kindern Wissen über die Lebensmittelgruppen vermitteln können, gibt die Esspedition Frühstück (PDF) von BeKi (Bewusste Kinderernährung).