Ob Low Carb oder No Carb: Längst setzen nicht mehr nur Diäten auf kohlenhydratarme Kost. Aus dem einstigen Trend ist längst eine moderne und angeblich gesunde Ernährungsform geworden. Auch in Supermärkten und im Internet finden sich spezielle Low-Carb-Lebensmittel. Doch wie sinnvoll ist es wirklich, weniger oder gar keine Kohlenhydrate zu essen? Welche Unterschiede gibt es und worauf sollten Verbraucher achten?
Wie funktionieren Low-Carb-Diäten?
Low-Carb-Diäten versprechen unter anderem Hilfe beim Abnehmen oder müheloses Schlankbleiben. Diese Versprechen beruhen auf der Annahme, dass sich der Stoffwechsel durch den Verzicht auf Kohlenhydrate umstellen muss: Normalerweise verwendet der Körper zur Energiegewinnung bevorzugt Kohlenhydrate, zum Beispiel aus Zucker, Brot oder Nudeln. Fehlen die Kohlenhydrate, muss er auf die Fettsäuren aus der Nahrung sowie aus dem Körperfett zurückgreifen. Viele Kohlenhydrate lassen zudem den Blutzuckerspiegel stark ansteigen. In der Folge schüttet der Körper Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu transportieren. Da beim Verzicht auf Kohlenhydrate weniger Insulin ausgeschüttet wird, bleibt der Blutzucker konstanter. Low-Carb-Befürworter argumentieren, dass dadurch Heißhungerattacken ausbleiben und der Körper leichter Fett abbaut.
Tatsächlich zeigen Studien, dass Low-Carb-Diäten durchaus beim Abnehmen helfen können. Allerdings lässt sich nicht unbedingt eine größere Gewichtsabnahme erzielen als mit altbekannten Methoden zum Abnehmen.
Besonders bei stark reduziertem Kohlenhydratanteil ist der Gewichtsverlust oft nicht von Dauer, da sich die Diäten schwer über einen längeren Zeitraum durchhalten lassen.
Wie sinnvoll sind Low-Carb-Diäten?
Einige Verfechter der Low-Carb-Diäten sind der Meinung, dass ein niedrigerer Kohlenhydratanteil der Nahrung sich positiv auf den Stoffwechsel auswirkt. Denn Studien zeigen, dass sich durch eine Low-Carb-Ernährung zumindest einige Blutwerte verbessern lassen.
Allerdings kommt es darauf an, welche Low-Carb-Variante jemand auswählt wird und welche Lebensmittel statt Nudeln und Weißbrot auf dem Teller landen. Extreme Formen wie die klassische Atkins-Diät, bei der kohlenhydrathaltige Lebensmittel weitgehend fehlen, führen häufig zu einer einseitigen und fettreichen Ernährung. Dadurch drohen Mangelerscheinungen oder gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck oder Verstopfung. Bei Sportlern können kohlenhydratarme Diäten zu Leistungseinbußen führen, da der Körper weniger Kohlenhydrate in den Muskeln speichern kann. Diese fehlen dann, wenn der Körper bei Ballsportarten oder Sprints schnell Energie benötigt.
Gemüse-basierte und moderate Low-Carb-Formen sind dagegen durchaus positiv zu bewerten. Häufig sind sie kalorienärmer als normale Mischkost und können daher tatsächlich zu einem Gewichtsverlust führen.
„Low-Carb“-Lebensmittel: oft teuer und fettreich
Vor allem im Bereich Brot, Backmischungen und Pizza sind etliche „Low-Carb“- oder „No-Carb“-Produkte zu finden, die aus rechtlichen Gründen meist „Protein-Brötchen“ oder „Eiweiß-Riegel“ heißen. Sie unterscheiden sich in ihrer Rezeptur oft nur wenig von normalen Lebensmitteln, erwecken aber den Anschein, gesünder zu sein als diese. Eiweißbrote sind vergleichsweise fettreich und enthalten häufig eine hohe Menge an Sojaeiweiß. Das kann für Sojaeiweiß-Allergiker problematisch sein. Teilweise enthalten sowohl fertige Low-Carb-Lebensmittel als auch Low-Carb-Rezepte hochverarbeitete Zutaten wie Gluten, Eiweißpulver oder Guarkernmehl. Die Herstellung dieser Zutaten verbraucht Energie und Ressourcen. So sind sie weder ökologisch noch im Sinne einer vollwertigen Ernährung zu empfehlen. Zudem sind die Produkte nicht selten teurer als vergleichbare Lebensmittel.