Einige Discounter wie Aldi oder Lidl bieten überhaupt keine Mehrwegflaschen mehr an. Und auch bei Supermarktketten wie Rewe oder Edeka liegt der Mehrweganteil im Regal deutlich unter 50 Prozent. Allein beim Bier setzt Deutschland einigermaßen konsequent auf das Mehrwegprinzip. Hier liegt der Marktanteil der Mehrwegflasche bei 78,7 Prozent - jedoch auch leicht sinkend, da die Nachfrage nach Bier in Einwegdosen steigt.
Die Folge: Ein wachsender Müllberg
Sowohl das Angebot in den Supermärkten als auch unser Verhalten beim Einkaufen führen dazu, dass der Müllberg immer größer wird. Etwa 25 Prozent des Verpackungsmülls privater Haushalte sind Getränkeverpackungen. Noch schlechter für die Umwelt sind übrigens Einwegflaschen aus Glas und Einwegdosen: Die Energie, die notwendig ist, um diese Verpackungen herzustellen, steht in keinem Verhältnis zu ihrer Lebensdauer.
Eine Mehrwegflasche aus Glas kann hingegen 50 Mal befüllt und danach zu 100 Prozent recycelt werden. Eine PET-Mehrwegflasche kann immerhin 25 Mal wieder aufgefüllt werden. Sie punktet bei längerem Transport durch ihr geringes Eigengewicht.
Umweltfreundlich Getränke kaufen – so geht’s!
Damit du im Verpackungsdschungel den Überblick behältst und eine umweltfreundliche Wahl triffst, haben wir eine Ökobilanz-Gewinnerliste gemacht. Platz 1 ist der Gewinner, Platz 5 der Verlierer. Und es gibt noch einen heimlichen Gewinner.
Der heimliche Gewinner: Leitungswasser
Wenn es um Getränke geht, gibt es einen ganz klaren Umweltgewinner, nämlich das Leitungswasser. Das hat in Deutschland eine prima Qualität. Wenn du deine Getränkeflasche mit „Kranwasser“ befüllst, sparst du jede Menge Geld, Müll und Transportwege ein. Wo du unterwegs deine Flasche auffüllen kannst, erfährst du bei Refill Deutschland.
Platz 1: Mehrweg-Glas aus deiner Region
Im Supermarktregal sind Mehrwegflaschen aus Glas die beste Kaufentscheidung. Im Idealfall stammen sie aus deiner Region. Glas hat im Mehrwegsystem eine lange Lebensspanne. Da Glas aber schwer ist, verschlechtert sich die Ökobilanz, wenn es weit transportiert werden muss – der Benzinverbrauch und der CO2-Ausstoß erhöhen sich.
Ein weiterer Pluspunkt: Glas ist gut für die Gesundheit. Denn Getränke und Lebensmittel in Glasbehältern haben eine niedrigere Schadstoffbelastung als solche in anderen Verpackungsformen: Aus dem Glas gehen keine Bestandteile in Lebensmittel über.
Platz 2: Mehrweg-PET
Mehrwegflaschen aus PET haben eine bessere Umweltbilanz als Einwegflaschen aus PET. Wenn du Getränke kaufst, die einen weiten Weg hinter sich haben, überholen Mehrwegflaschen aus PET sogar Mehrwegflaschen aus Glas. Denn die Plastikvariante ist leichter und deshalb umweltfreundlicher im Transport. Dennoch stellt sich bei weiten Transportwegen die Frage, wie ökologisch ein solches Produkt überhaupt sein kann. Mehrweg-Flaschen sind übrigens immer als solche gekennzeichnet.
Aus gesundheitlicher Sicht gibt es um die Mehrweg-PET-Flasche immer wieder Diskussionen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält PET-Flaschen in Bezug auf Schadstoffe für unbedenklich. Hormonwirksames Bisphenol A wird zur Herstellung von PET nicht verwendet.
Was sich allerdings in Getränkeflaschen aus Plastik nachweisen lässt, sind winzig kleine Plastikpartikel, sogenanntes Mikroplastik. Wasser aus Mehrwegplastikflaschen enthielt in Untersuchungen deutlich mehr davon als Wasser aus Einweg-PET-Flaschen. Welchen Effekt die Mikroplastikpartikel auf die menschliche Gesundheit haben, ist noch nicht abschließend geklärt.
Platz 3: Getränkekartons
Ein Getränkekarton besteht aus verschiedenen Materialien. Meist ist der Karton auf der Innenseite mit einer oder mehreren Lagen Kunststoff sowie – je nach Verwendungszweck – zusätzlich mit Aluminium beschichtet. Milch und Saft werden häufig in solchen Verbundkartons angeboten.
Getränkekartons lassen sich zwar grundsätzlich wiederverwerten. Die Deutsche Umwelthilfe geht allerdings davon aus, dass nur ein Drittel recycelt wird, der Rest landet in falschen Abfallbehältern, in der Umwelt oder er wird verbrannt.
Das leichte Eigengewicht des Getränkekartons gilt als Plus beim Transport auf weiten Strecken. Der Karton ist damit umweltfreundlicher als eine Glasflasche, die über 1000 Kilometer durch die Republik gefahren wurde.
Aber: Der Getränkekarton ist ein Einwegprodukt, für dessen Herstellung Holz, Rohöl und andere Ressourcen gebraucht werden. Die Lebensdauer ist kurz. Und auch gesundheitlich hat der Verbundkarton die gleichen Probleme wie die PET-Flaschen: Aus der Verpackung kann Mikroplastik in das Füllgut übergehen.
Platz 4: Einweg-PET
Auf dem vorletzten Platz der Ökobilanz-Rangliste liegen Einwegflaschen und -verpackungen aus Plastik (PET-Flaschen). Sie verbrauchen in der Herstellung fossile Rohstoffe (Erdöl), haben eine kurze Lebensdauer und landen dann direkt auf dem Müll.
Viele Hersteller werben damit, dass das Material der Plastikflasche recycelbar ist. Doch anders als bei Glas und Metall, die immer wieder eingeschmolzen werden können, ist bei Plastik in der Regel nach der zweiten Recyclingrunde Schluss.
Auch die Tatsache, dass du für viele Einweg-PETs Pfand bezahlen musst, ist kein Hinweis darauf, dass sie besonders umweltfreundlich sind. Im Gegenteil: Das Zwangspfand für Einweg-Plastikflaschen und Einwegdosen wurde 2003 eingeführt, um den Marktanteil der Einweggetränkeverpackungen zu senken.
Mehr Informationen zum Pfandsystem bekommst du im Artikel Mehrweg oder Einweg: Verwirrung total beim Pfand.
Übrigens: Auch bei Einwegplastikflaschen konnten Mikroplastikpartikel nachgewiesen werden, wenn auch in geringerer Konzentration.
Platz 5: Einwegglas und Einwegdosen
Den letzten Platz der Umweltrangliste teilen sich Einwegverpackungen aus Glas oder Metall (Dosen). Deren Herstellung ist so energie- und ressourcenintensiv, dass sie in keinem Verhältnis zur kurzen Lebensspanne steht. Sie wäre nur dann gerechtfertigt, wenn das Produkt lange eingesetzt werden würde. Das ist bei Einwegprodukten aber nicht der Fall.
Wenn das Einwegglas dann noch weite Transportwege zurücklegt, ist die Belastung der Umwelt doppelt so groß. Zwar können Metall und Glas recycelt werden. Aber selbst dabei ist – zumindest bei Glas – die benötigte Energie so groß, dass sich neue Verpackungen aus anderen Materialien mit besserer Umweltbilanz herstellen lassen.