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Moringa, ein heilendes Superfood?

Stand:
Als Nahrungsergänzungsmittel soll Moringa helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und sogar Krebs heilen. Kann das stimmen? Hier erfahren Sie, was über die Wirkung von Moringa bisher bekannt ist.
Moringa-Pulver in einer Schale

Das Wichtigste in Kürze:

Wirkung nicht bewiesen
  • Die Nahrungsergänzungsmittel werden aus verschiedenen Teilen des Moringabaums hergestellt.
  • Es gibt keine ausreichenden Hinweise darauf, dass Moringa einen gesundheitlichen Nutzen bringt. Aktuell spielt Moringa in der Krebstherapie keine Rolle.
  • Moringa kann die Wirkung von Medikamenten, beispielsweise Chemotherapeutika, verändern.
  • Moringa-Produkte können mit Salmonellen oder verbotenen Pestiziden belastet sein.

 

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Was steckt hinter der Werbung zu Moringa? 

Produkte, die unter dem Namen "Moringa" als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, stammen von der gleichnamigen Pflanze, dem Moringa-Baum, oft auch als Wunderbaum bezeichnet. In Nahrungsergänzungsmitteln werden die Blätter und/oder die Samen verwendet, teilweise auch die Wurzeln, meist als Pulver oder als Extrakt. 

Die Hersteller versprechen die Regulierung gestörter Fett- und Blutzuckerwerte sowie den Schutz verschiedener Organe wie der Leber, des Herzens oder des Gehirns. Sie sprechen Moringa außerdem eine Wirkung gegen Krebs zu. 

Es gibt bislang keine ausreichenden Hinweise darauf, dass Moringa (-Extrakt) als Nahrungsergänzungsmittel einen gesundheitlichen Nutzen bringt. Es gibt auch keine zugelassenen gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims) für Moringa. Viele der Werbeaussagen beziehen sich auf Wirkungen, die Arzneimitteln vorbehalten sind. Nahrungsergänzungsmittel wie Moringa dürfen laut Gesetz nicht zur Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten beworben werden. 

In Humanstudien konnten gewisse positive Effekte von Moringa-Blattpulver auf gestörte Blutzucker- und Blutfettwerte nachgewiesen werden, außerdem eine antioxidative Wirkung, wie sie von vielen Gemüsen und Früchten bekannt ist. Präklinische Studien schreiben Moringa oleifera, insbesondere den Blättern, blutdrucksenkende Eigenschaften zu. 

Es ist jedoch verfrüht, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen, da es kaum randomisierte kontrollierte Studien gibt, die die tatsächliche Wirksamkeit belegen. Die Wirkmechanismen und die für die blutdrucksenkende Wirkung verantwortlichen Verbindungen sind noch nicht vollständig geklärt (Menichetti). Untersuchungen an Tieren geben Hinweise darauf, dass verschiedene Extrakte aus Moringa antientzündliche, gewebeschützende, schmerzlindernde, blutdruckregulierende und immunmodulatorische Wirkungen haben könnten. Verantwortlich für diese Wirkungen sind vermutlich verschiedenen in Moringa-Zubereitungen enthaltene sekundäre Pflanzenstoffe

Da chronische Entzündungen dazu beitragen können, Krebs zu verursachen, sind antientzündliche Wirkungen prinzipiell schützend. Bisher ist allerdings unklar, wie genau die Inhaltsstoffe, sogenannte bioaktive Substanzen, im Körper wirken und ob und wie sie in bestimmte Stoffwechselprozesse eingreifen. Aktuell spielt Moringa aufgrund der unzureichenden Datenlage in der Krebstherapie keine Rolle. 

Auch wenn die diskutierten Ergebnisse vielversprechend sind, bedarf es weiterer Forschung, um die Wirkung von Moringa genauer zu verstehen und wirksame Dosierungen abzuleiten. Ein Blick auf die aktuelle Studienlage zeigt, dass die meisten Untersuchungen zu Moringa nicht an Menschen durchgeführt wurden, sondern an Tieren oder an Zellkulturen. 

Moringa könnte möglicherweise bei entzündlichen Erkrankungen hilfreich sein. Angesichts der geringeren Qualität der verschiedenen Studien, die mehrheitlich einen Mangel an Standardisierung in ihrem Protokoll aufwiesen (verwendete Dosis und Darreichungsform, Verwendung von Pflanzenpulver anstelle des Extrakts, Art der Extraktion, Identifizierung und Quantifizierung verschiedener phytochemischer Marker), sind jedoch weitere gut konzipierte Studien erforderlich, um die Schlussfolgerung zu bestätigen. Eine eindeutige Aussage zur gesundheitlichen Wirkung von Moringa als Nahrungsergänzung ist daher nicht möglich.

Auf was sollte ich beim Verzehr von Moringa-Produkten achten?

  • Im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF gibt es seit 2014 immer wieder Meldungen zu Moringa-Produkten. Diese Warnungen beziehen sich auf zu hohe Pestizidrückstände, teilweise wird das verbotene und krebserregende Pestizid Ethylenoxid gemeldet. Es kommt aber auch immer wieder zu Meldungen über Salmonellenbelastungen
    Getrocknete Gras- und Blattprodukte können grundsätzlich mit bakteriellen Krankheitserregern belastet sein. 
    Prinzipiell sind auch Belastungen mit Umweltgiften wie Schwermetallen, etwa Chrom und Nickel, oder Toxinen möglich.
  • Für Schwangere und Stillende ist Moringa nicht geeignet. Personen, die eine durch hohes Alter, Medikamente oder Vorerkrankungen eingeschränkte Immunabwehr haben, sollten die geplante Einnahme von Moringa unbedingt im Arztgespräch klären.
  • Bei Medikamenteneinnahme, etwa bei Immunmodulatoren, Antihormon- oder Chemotherapie, kann es zu Wechselwirkungen kommen, besprechen Sie die Einnahme unbedingt vorher mit Arzt oder Ärztin. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass Moringa ein Enzym, das CYP3A4 des Cytochrom-P450-Systems, beeinflussen könnte. Dieses Enzym baut einen Großteil der Medikamente in unserem Körper ab. Wird dieser Abbauweg verändert, kann es zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen kommen. Dadurch können bei einer Chemotherapie deutlich mehr Nebenwirkungen auftreten oder aber die Wirkung der Krebstherapie gestört werden.
  • Nahrungsergänzungsmittel enthalten meist zwischen 1.000 und 2.000 Milligramm Moringa-Blattpulver pro Tagesdosis. Bei der Einnahme hoher Dosen Moringa-Pulver können vermehrt Magen-Darm-Beschwerden auftreten.
  • Von Extrakten ist aus Sicherheitsgründen eher abzuraten. 

Was ist Moringa? 

Bei Moringa, genauer Moringa oleifera (Moringaceae), handelt es sich um einen kleinen belaubten Baum mit flaschenartigem Stamm. Wegen seiner scharf schmeckenden Wurzeln wird er auch Meerretichbaum genannt. Tatsächlich enthalten alle Teile der Pflanze die für den scharfen Geschmack verantwortlichen Senfölglycoside. 

Ursprünglich stammt der Baum aus Indien, wird aber inzwischen in weiten Teilen der Tropen und Subtropen für landwirtschaftliche Zwecke angebaut. Die gesamte Pflanze ist essbar und wird traditionell in afrikanischen und asiatischen Ländern als Lebensmittel und traditionelles Arzneimittel genutzt, insbesondere die Moringa-Blätter und vor allem der Blättersaft werden verzehrt. Die jungen Früchte werden ähnlich wie grüne Bohnen gegessen. Die Samen werden gemahlen als Pulver und zur Öl-Herstellung genutzt. 

Für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln wird meist Pulver aus getrockneten Moringa-Blättern oder -Samen verwendet. Das Pulver wird dann lose, in Kapseln verpackt oder als Extrakt angeboten. 

Welche Inhaltsstoffe sind in Moringa enthalten? 

Pflanzenteile von Moringa, insbesondere die Blätter, sind reich an Antioxidantien, beispielsweise verschiedenen Vitaminen (Vitamine C und E) und Carotinoiden, sie enthalten außerdem verschiedene Aminosäuren und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die Blätter enthalten zudem, wie für Blattgemüse typisch, Mineralstoffe und weitere sekundäre Pflanzenstoffe. 

In der Werbung für Moringa-Nahrungsergänzungsmittel wird zwar oft behauptet, die Pflanze enthalte im Vergleich zu anderem Obst und Gemüse deutlich mehr Nährstoffe. Verglichen wird allerdings mit dem Pulver der getrockneten Pflanze, das durch den Wasserentzug Nährstoffe in konzentrierter Form enthält. Auch wird als Bezugsmenge meist nicht wie vorgeschrieben die Tagesportion, oft 10 Gramm, teilweise weniger als 1 Gramm, genutzt, sondern auf Gehalte pro 100 Gramm Pulver verwiesen, was den Eindruck hoher Nährstoffkonzentrationen fälschlicherweise verstärkt.


Quellen:

Ein Mann und eine Frau sitzen vor einem Laptop, auf dem Bildschirm die Seite des Bundesjustizamts

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