Was ist Ginkgo?
Ginkgo (Ginkgo biloba) ist eine aus China stammende und heute weltweit angepflanzte Baumart. In Ostasien wird der Baum wegen seines essbaren Samens und als Tempelbaum kultiviert. Ginkgo biloba gehört zu den am intensivsten untersuchten Heilpflanzen. Seit etwa 50 Jahren gibt es verschiedene zugelassene pflanzliche Arzneimittel, die gegen Demenz, Schwindel, Gedächtnisstörungen und Ohrengeräusche (Tinnitus) angewendet werden. Laut S3-Leitlinie wird Ginkgo nicht zur Prävention von Demenz empfohlen.
Welche Inhaltsstoffe sind in Ginkgo enthalten?
Die wichtigsten Wirkstoffe in den Blattextrakten sind sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide (zum Beispiel Quercetin), Terpenoide, Sitosterine und Anthocyane.
Für die Herstellung eines Arznei-Extraktes aus Gingko-Blättern gibt es im Europäischen Arzneibuch genaue Vorschriften. Dort ist vorgegeben, wie viel Prozent der wirksamen Inhaltsstoffe, z.B. Flavonglykoside, enthalten sein müssen. Für die unerwünschte Ginkgol-Säure gibt es eine Obergrenze. Für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit Ginkgo gibt es dagegen keine standardisierte Zusammensetzung. Die einzelnen Produkte sind daher nicht miteinander vergleichbar. Begriffe wie "Spezialextrakt", "hochwertig" oder "wertvoll" haben überhaupt keine Aussagekraft.
Untersuchungen des Zentrallaboratoriums der Deutschen Apotheker (ZL) zeigen außerdem, dass die Mehrzahl der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel Ginkgo-Extrakte enthält, bei denen ein begründeter Verdacht auf die Zugabe von sekundären Pflanzenstoffen aus anderen pflanzlichen Quellen besteht, z.B. Quercetin und Rutin aus Buchweizen oder aus Extrakten des Japanischen Schnurbaums.
Quellen:
Phytofakten - Das Heilpflanzen-Lexikon. Ginkgo. DAZ online, Stand: 18.12.2019 (abgerufen am 13.07.2021)
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Leistner E; Drewke C (2010): Arznei- und Nahrungsmittel aus Ginkgo biloba. Potenziell toxische Inhaltsstoffe und ihre Wirkmechanismen. DAZ (17): 84, Stand: 29.04.2010
AWMF S3-Leitlinie Demenzen, Langversion. Stand: Januar 2016
Pflanzliche Präperate: Diese Wechselwirkungen sollten Kardiologen kennen. Ärzteblatt online vom 01.03.2017
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BfR: Die Sicherheit von Ginkgoblätter-haltigen Tees kann wegen mangelnder Daten nicht beurteilt werden, Gesundheitliche Bewertung Nr. 021/2010 des BfR vom 9. Dezember 2009
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Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES): Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzen und Pflanzenextrakten. Gesundheit ohne Risiko? (abgerufen am 13.07.2021)
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Abgrenzung zwischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Beispiel: Präparate mit Ginkgo-Extrakten. Stand: 21.02.2017 (abgerufen am 13.07.2021)
Ökotest: Mittel gegen Gedächtnisstörungen im Test - Hirngespinste Ökotest (8), 2018
Medikamente im Test: Pflanzliches Mittel Ginkgo. Stand: 01.07.2021